Dionysostheater
Im antiken Athen erfüllt festliche Vorfreude die Luft. Die Sonne glüht über der Akropolis, und die Straßen sind belebt mit Menschen, die sich zum prächtigen Dionysostheater bewegen. In den Hang des Akropolis-Hügels geschmiegt, eröffnet sich das Theater wie ein antikes Amphitheater. Umgeben von Tausenden von Zuschauern, ist die elektrisierende Energie der Menge spürbar. Die Trommeln beginnen zu schlagen, und die kraftvollen Stimmen des Chors erzählen Geschichten von Göttern und Helden. Jeder Satz des Schauspielers, der auf die Bühne tritt, scheint durch die Jahrhunderte zu sprechen. Willkommen im Dionysostheater, dem Herzstück des antiken Dramas, wo die Macht der Worte und die Magie des Theaters eins werden.
Steckbrief
Steckbrief: Dionysostheater | |
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Name | Dionysostheater (Theater des Dionysos Eleuthereus) |
Ort | Athen, Griechenland |
Lage | Am südlichen Hang der Akropolis von Athen |
Erbaut | Im 6. Jahrhundert v. Chr., erweitert und umgebaut im 4. Jahrhundert v. Chr. |
Kapazität | Bis zu ca. 17.000 Zuschauer |
Materialien | Ursprünglich Holz, später Kalkstein und Marmor |
Verwendungszweck |
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Bedeutung |
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Bestandteile |
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Heutiger Zustand |
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Wer und wann wurde das Dionysostheater gebaut?
Das Dionysostheater in Athen wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. während der Herrschaft des Tyrannen Peisistratos und seiner Söhne errichtet, um den Gott Dionysos zu ehren. Die genauen Architekten und Bauleiter sind nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass es im Rahmen von Peisistratos' Bemühungen entstanden ist, die kulturelle und religiöse Bedeutung Athens zu stärken.
Das Theater wurde über die Jahrhunderte hinweg mehrfach umgebaut und erweitert, insbesondere während der klassischen Periode im 5. Jahrhundert v. Chr., als es seine endgültige Form erhielt und erst zum Theater wurde und so Platz für bis zu 17.000 Zuschauer bot. Die kontinuierliche Entwicklung des Theaters spiegelt die wachsende Bedeutung des Dramas und der Theaterkultur in der athenischen Gesellschaft wider.
Architektur
Insgesamt verfügte das Dionysostheater über 78 Sitzreihen und bot Platz für 17.000 Zuschauer. Die Sitzplätze waren in einem Halbkreis angeordnet (sogenannter Koilon / römisch Cavea), wobei die Zuschauer mit dem Rücken zur Akropolis saßen. Die vorderen Sitzreihen, die aus 67 Marmorsitzen bestanden, war besonderen Würdenträgern vorbehalten.
In der Mitte dieser “VIP”-Plätze befand sich ein größerer, dem Priester des Dionysos vorbehaltener “Thron”. Durch seine prominente und zentrale Platzierung kam es auch vor, dass der Sitz des Priesters ganz direkt in Komödien mit einbezogen wurde. So soll in Aristophanes Stück “Die Frösche” der feige Bühnen-Dionysos in seiner Bedrängnis direkt zum eigenen Priester gegangen sein, um dort um Beistand angefleht zu haben:
Dionysos: Wo soll ich hin?
Xanthias: Und ich?
Dionysos geht auf den Dionysospriester zu, der vorn auf seinem Ehrenplatz unter den Zuschauern sitzt, und versteckt sich hinter ihm
Dionysos: Mein Priester, hilf! Wir zechen dann zusammen!
Quelle: Aristophanes - Die Frösche
Ursprünglich bestand das Dionysostheater aus Holz, wobei die Besucher am natürlichen Hang saßen. Erst 410 v. Chr. konnte man sich auf hölzerne Sitzreihen niederlassen. Im Mittelpunkt des Theaters, um den die Zuschauer in einem Halbkreis saßen, war zum einen die Orchestra, eine um den Altar des griechischen Gottes Dionysos angelegte Fläche für kultische Tänze und Gesänge wo der Chor auftrat, der Proskenion, die Bühen wo die Schauspieler auftraten, sowie eine Skene, eine am Rand der Orchestra errichtete Hütte aus Holz. Die Skene diente als Träger für die Bühnenbilder oder sie soll auch Ankleideräume beherbergt haben.
Ob der Altar wirklich immer in der Mitte der Orchestra stand, wird von manchen Archäologen bezweifelt. Für sie könnte der Altar auch an der Seite der Orchestra platziert worden sein oder es könnte auch sein, dass er keine permanente Einrichtung gewesen wäre. Neben seinem rituellen Zweck, konnte der Altar auch als Requisit im Schauspiel gedient haben, z.B. als Argamemnons Sarg in "Choephoren von Aischylos.
Das Wort "Skene" bedeutet "Zelt" oder "Hütte", was darauf hindeutet, dass es zu Beginn noch aus keiner festen Konstruktion bestand. Im Laufe der Zeit erfuhr die Skene dann zahlreiche Veränderungen in Form und Material. Die Skene wurde an beiden Seiten von je einem "Paraskenion" flankiert und etwas später fügte man eine Vorbühne mit der Bezeichnung "Proskenion" hinzu.
In der Zeit um 330 v. Chr. wurde aus dem hölzernen Bauwerk der steinerne Bau, den man heute noch teilweise bewundern kann. So wurden die hölzernen Sitze mit steinerne ersetzt, die Orchestra wurde in Marmor gefasst und auch das Bühnengebäude wurde durch ein steinernes ersetzt.
Ausgrabung
Nach dem das Dionysostheater im Jahr 86 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Sulla stark beschädigt und schließlich beim Einfall der Heruler im 3. Jh. n. Chr. komplett zerstört wurde, dauerte es mehrere Jahrhunderte, ehe das Bauwerk wieder in Erscheinung trat. Bei Ausgrabungen am Fuße der Akropolis im Jahr 1862 entdeckten Heinrich Strack, Ernst Curtius und Karl Bötticher Reste des Dionysostheaters. Beauftragt durch die Athener Archäologischen Gesellschaft, die sich der Ausgrabung des Dionysostheaters verschrieben hat, begann Ernst Ziller, deutsch-griechischer Architekt, Bauforscher und Archäologe,die gefundenen Reste des Theaters aufzunehmen und zu skizzieren. Er erstellte ein Lageplan, präzise Grundrisse und auch einzelne Bestandteile des Theaters, wie beispielsweise der Throns des Dionysospriesters.
Es folgten weitere Ausgrabungen im Zeitraum 1974–79 unter der Leitung des Archäologen Wolfgang W. Wurster. In den letzten Jahren haben griechische Archäologen wieder die Leitung der Ausgrabungen aufgenommen.
Quellen
- Julius, L. (1878). Das Theater des Dionysos zu Athen. Aufgenommen und gezeichnet von Ernst Ziller. Zeitschrift für bildende Kunst, 13, 193-204.
- Dörpfeld, W., & Reisch, E. (1896). Das griechische theater: beiträge zur geschichte des Dionysos-theaters in Athen und anderer griechischer theater. Barth.
- Butterweck, G. (1974). Das Dionysostheater: Neue Rekonstruktion des Grundrisses des Dionysostheaters und der theatralischen Architekturdarstellungsformen in Athen im 5. Jahrhundert v. Chr. Maske und Kothurn, 20(2), 105-147.
- Goette, H. R., & Hammerstaedt, J. (2004). Das antike Athen: ein literarischer Stadtführer. CH Beck.
- Gogos, S., & Kampourakēs, G. (2008). Das Dionysostheater von Athen: architektonische Gestalt und Funktion. Phoibos Verlag.
- Schollmeyer, P. (2019). Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Athen und Attika. Nünnerich-Asmus Verlag & Media.
- Tsiampokalos, T. (2021). Regenwolken über dem Dionysos-Theater?. Mnemosyne, 75(2), 356-360.
- messala.de: Bestandteile, sowie Unterschiede zwischen griechischen und römischen Theater
Weitere Bauwerke der Akropolis
Falls du dich für weitere Bauwerke der Akropolis interessierst, findest du nachfolgend die Verlinkungen zu den entsprechenden Detailseiten:
Erechtheion |
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Odeon des Herodes Atticus |
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Parthenon |