Wie entstanden die griechischen Götter?
Auch wenn sie omnipräsent sind und jeder Zeus, Hera oder Hades kennt, die griechischen Götter waren nicht die ersten Wesen in der griechischen Mythologie. Und auch wenn Zeus heute über allen steht, dies war zu Beginn überhaupt nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Nachfolgend möchte ich deshalb aufzeigen, wie die olympischen Götter und ihre Brüder, Schwester und Kinder in der griechischen Mythologie entstanden sind.
Wie so üblich, gibt es auch bei den griechischen Göttern viele Schöpfungsgeschichten. Diese ähneln sich teilweise, sind dann aber doch wieder in einigen Dingen sehr unterschiedlich. Die am verbreiteste Schöpfungsgeschichte ist Hesiods Theogonie. Hesiod war ein griechischer Dichter, der, neben der Ilias und Odyssee von Homer, die Hauptquellen für unser heutiges Wissen über die griechische Mythologie stammt. So versucht er auch mit der Theogonie die Entstehung der Welt und der Götter zu erklären.
Am Anfang war Chaos
Wie so üblich, beginnt auch die griechische Mythologie mit dem Chaos. Zwar gibt es schon die Materie, diese hat jedoch keine Form und keine Ordnung. Zum ersten Mal manifestiert sie sich als erste Göttergeneration in der Erde Gaia, der Unterwelt Tartaros, der Liebe Eros, der Finsternis Erebos und in der Nacht Nyx.
Danach gebiert Gaia durch Eros den Himmel Uranos, die Berge Ourea und das Meer Pontos. Nyx und Erebos wiederum zeugen die Luft Aither und den Tag Hemera.
Die ersten lebende Wesen auf der Erde
Nachdem Eros den unheimlichen Liebesdrang unabsichtlich an Uranos weitergegeben hat, legt sich dieser auf seine Mutter Gaia. Gaia und ihr Sohn Uranos zeugen die ersten Geschöpfe. Das sind die Titanen, die Kyklopen und die Hekatoncheiren. Während die Titanen Riesen in Menschengestalt sind, zeichnen sich die Kyklopen vor allem durch ihr mittiges Auge aus. Man kennt sie auch unter der Bezeichnung Zyklopen. DIe Hekatoncheiren wiederum sind wilde Wesen mit 50 Köpfen und 100 Arme. Es gibt drei von ihnen: Briareos, Gyges und Kottos.
Uranos hält aber nichts von seinen Kindern und sperrt sie in der Erde ein, sodass sie nie das Licht der Welt erblicken. Es gibt keinen Raum für sie zwischen Uranos und Gaia. Die Mutter Gaia ist darüber sehr erbost und stachelt ihre Kinder an, sich gegen ihren Vater Uranos zu erheben. Tatsächlich traut sich aber nur der Titan Kronos dazu, der jüngsten der Titanen. Dieser erhält von Gaia eine Sichel aus Adamant (Feuerstein), mit der Kronos seinen Vater entmannt als er gerade wieder in Gaia eindringen wollte. Das Glied wirft er ins Meer, wobei aus dem Samen die Göttin Aphrodite hervorgeht. Aus dem Blut aus Uranos Glied wiederum, das auf Gaia fällt, entstehen die Giganten, die Erinnyen und die melischen Nymphen.
Die Herrschaft des Kronos
Nun ist es Kronos, der zum Herrscher der zweiten Göttergeneration wird und seinen Vater Uranos damit beerbt. Kronos zeugt schließlich mit seiner Schwester die heutigen bekannten griechischen Götter Hestia, Demeter, Hera, Hades, Poseidon und Zeus. Allerdings unterscheidet sich Kronos wenig von seinem Vater und einmal an der Macht, will auch Kronos diese nicht mehr abgeben. Nachdem er von seiner Mutter gesagt bekam, dass er von einem seiner Söhne entmachtet werden würde, verschlingt er alle seine Kinder gleich nach der Geburt. Das wiederum findet Rhea gar nicht schön und schafft es ausgerechnet bei ihrem jüngsten Sohn, das Kind vor Kronos zu verstecken. Es handelt sich um Zeus. Sie gebärt Zeus auf der Insel Kreta und vertraut das Kind der Nymphen an.
Zwar wusste Kronos von Rheas Schwangerschaft, durch eine Liste gibt sie ihm aber nur einen mit einem Tuch umwickelten Stein. Kronos merkt die List nicht und verspeist den Stein, in der Annahme es handelt sich dabei um Rheas neugeborenes Kind.
Die Wiege des Säuglings Zeus ist aber unter dem Berg Ida. Dieser wird von den Kureten, einen schlagkräftigen neunköpfigen Trupp waffenstarrender Dämonen, bewacht. So kann Kronos, der inzwischen den Betrug mitbekommen hat und nach Zeus sucht, diesen nicht finden. Denn ihre Kriegsgesänge und das Waffenklirren während ihrer Kriegstänze sind so laut, sodass Kronos nicht das Geschrei des Säuglings hören kann.
Zeus wächst heran und will sich an seinem grausamen Vater rächen und seine Geschwister aus dem Bauch von Kronos befreien. Auch hier greift er wieder auf eine List zurück, bei der er Unterstützung von seiner Mutter Rhea bekam. Er schaffte es so, dass Kronos all seine Geschwister ausspuckte. Kronos ist wütend und will nun seinen gehassten Sohn endgültig töten. Es kommt zum Krieg.
Titanomachie - Titanen gegen Götter
Die Titanomachie war ein großer Krieg zwischen den alten Götter - Kronos und die anderen Titanen - und den neuen Göttern - Zeus und seine Geschwister. Auch hier war es wieder Gaia, die die Schlacht am Ende entschied. So gab Gaia ihrem Enkel Zeus den Tipp, sich neben seinen Geschwistern weiter Unterstützung der alten Kräfte zuzusichern. Er solle die immer noch in der Erde gefangenen Kyklopen befreien. Gesagt, getan und für seine Großzügigkeit, erhielt er als Waffe von den Kyklopen den Donner, den Zündkeil und den Blitz. Darüber hinaus gab sie Zeus den Tipp, dass er die Hekatoncheiren ebenfalls befreien sollte. Er befreite sie also aus dem Erebos und gab ihnen Nektar zu trinken und Ambrosia zu essen. So kamen die Hekatoncheiren wieder zu Kräften und mit ihnen gelang es den neuen Göttern die Titanen zu besiegen.
So türmten die drei Hekatoncheiren: Briareos, Gyges und Kottos 300 Felsen aufeinander, unter dene sie die Titanen begruben. Besiegt und gefesselt wurden die Verlierer der Schlacht so in den Tartaros verbannt und die Hekatoncheiren waren fortan ihre Wächter.
Gewusst? Das bekannte gesunkene Schiff Titanic soll nach den griechischen Titanen benannt worden sein. Dies ist ganz besonders tragisch. Denn wie die Titanic als unsinkbar galt, galten die Titanen auch als unsterblich und übermächtig. Dennoch konnte sie Zeus am Ende mit seinem Gefolge besiegen und verbannen. So erlitten sowohl die Titanen als auch die Titanic ein schreckliches Schicksal, das so keiner erwartete hatte.
Gigantomachie - Giganten gegen Götter
Nun schien wiederum Gaia ein schlechtes Gewissen zu haben, haben die Enkel doch nun die Kinder besiegt. Deshalb hetzt sie nun die Giganten gegen die Götter und ein neuer Krieg begann. Der Clou: Giganten können durch Götterhänder nicht sterben. Deshalb sind die neuen Götter auf die Hilfe von Sterblichen angewiesen. Hier können sie aber auf die Nachkommen der Liebschaften von Göttervater Zeus zurückgreifen. So stellen sich Dionysos und Herakles (Herkules) auf die Seite der Götter, die beide durch Zeus und sterblichen Frauen gezeugt wurden. Vor allem Herakles mit seinen Pfeilen war es, der viele verwundete Giganten letztendlich niederstreckte. Die Spitze der Pfeile waren nämlich mit dem giftigen Blut der von ihm erschlagenen Hydra getränkt. So gelingt Zeus erneut den Sieg über seine Feinde.
Typhon - Das Supermonster war geboren
Doch es war noch nicht vorbei, denn die Niederlage ihrer Kinder wollte Gaia einfach nicht wahrhaben. So erschuf sie mit Tartaros das Supermonster Typhon, um sich damit für die Niederlage ihrer Kinder, der Titanen und Giganten, an Zeus zu rächen. Der Typhon soll riesig und grässlich gewesen sein und zahlreiche Drachen- und Schlangenköpfen gehabt haben. Mit dem Kopf soll er die Sterne erreicht haben und wenn er die Arme ausstreckte, reichten sie vom Okzident bis zum Orient.
Laut dem griechischen Dichter Pindar war Typhon so schrecklich, sodass er auf dem Olymp zu den Göttern stieg und diese nur durch sein Gebrüll so verängstigte, dass sie nach Ägypten flohen. Dort verwandelte sich jeder Gott in ein Tier. Zeus beispielsweise in einen Widder, Apollon zu einen Milan, Hermes zu einen Ibis, Ares zu einen Fisch, Dionysos zu einer Ziege und Hephaistos zu einem Stier. Schließlich stellte sich aber Zeus dem Ungeheuer und konnte ihn durch seine Blitze übel zurichten. Den finalen Schlag setzte Zeus aber an, als er den Ätna in Sizilien anhob und auf Typhon schleuderte. Dieser konnte dem nichts entgegensetzen und ist seit dem unter dem Ätna gefangen. Seine Wut ist es, die den Ätna immer wieder erbeben und ihn so Feuer und Gestein spucken lässt.
Quellen und Verweise
- Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Band 1, herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher
- Kerényi, K., & Kerényi, K. (2014). Mythologie der Griechen: Götter, Menschen und Heroen-Teil 1 und 2 in einem Band. Klett-Cotta.
- Vogt, M. (2009). Griechische Mythologie. Naumann und Göbel.