Hippokamp
In den tiefen Gewässern der griechischen Mythologie findet sich eine Vielzahl faszinierender Kreaturen, doch wenige sind so einzigartig und bezaubernd wie der Hippokamp. Diese mythische Kreatur, die den vorderen Körper eines Pferdes und den hinteren Teil eines Fisches oder einer Schlange besitzt, symbolisiert die unergründliche Verbindung zwischen dem Land und dem Meer.
Aussehen des Hippokamp
Hippokampen waren imposante Wesen. Als eine Mischung aus Pferd und Fisch bzw. Meeresschlange beherrschten sie die Meere und hatten eine ähnlich majestätische Erscheinung wie es einige Pferde auch noch heute haben. Der Kopf und vordere Teil des Hippokampen war von einem Pferd, der Leib und Hinterkörper hingegen von einem Fisch. Die Ähnlichkeit mit dem heutigen Seepferdchen sind kein Zufall, wurde doch die Gattung der Seepferdchen (lateinisch Hippocampus) nach dem Fabelwesen benannt.
In der antiken Kunst finden sich zahlreiche Darstellungen des Hippokampen, von Wandmalereien in prächtigen Palästen bis hin zu detailreichen Verzierungen auf Keramikgefäßen. Diese Darstellungen betonen oft die Schönheit und Eleganz dieser Kreaturen, wobei ihre Doppelnatur als Verbindung zwischen den Welten gefeiert wird.
Welche Rolle spielte der Hippokamp in der griechischen Mythologie?
Im Herzen vieler Mythen dient der Hippokamp als treues Reittier für Götter und Helden. Besonders Poseidon, der Gott des Meeres, wird häufig in einem von Hippokampen gezogenen Wagen dargestellt, was seine Macht über die Meere unterstreicht. Aber auch andere mythische Kreaturen machen sich die Hippokampen zu nutzen. So reiten beispielsweise auch die Meeresnymphen Nereiden auf den Hippokampen.
Parallelen zwischen dem Hippokamp und anderen mythologischen Kreaturen?
Mischwesen wie der Hippokamp sind in der griechischen Mythologie keine Seltenheit. Kreaturen, die Elemente verschiedener Lebewesen vereinen, wie der fliegende Pegasos (Vogel und Pferd), die grausame Chimära (Ziege, Löwe und Schlange/Drache), Sirene (Vogel und Mensch), Medusa (Schlange und Frau) oder der Minotaurus (Stier und Mann), symbolisieren oft die Verbindung unterschiedlicher Welten oder Prinzipien. Diese Parallelen zeigen, wie Menschen über kulturelle und zeitliche Grenzen hinweg versucht haben, das Unbekannte zu verstehen und darzustellen.
Hippokampen in der heutigen Welt
Neben dem schon angesprochenen Seepferdchen, das sich namentlich vom Fabelwesen ableitet, findet man heute den Hippokamp noch an unterschiedlichen Stellen wieder. So wurde beispielsweise im Februar 2019 ein neu entdeckter kleiner Mond des Neptuns nach der mystischen Kreatur benannt, nachdem er schon am 1. Juli 2013 von Mark Showalter am SETI-Institut in Mountain View/Kalifornien entdeckt wurde. Hippocamp ist der sechstinnerste bekannte Mond des Planeten Neptun und hört auch auf den Namen Neptun XIV).
In Johann Wolfgang von Goethes Faust Der Tragödie zweiter Teil tauchen neben Meerdrachen auch Hippokampen im 2. Akt, Szene Felsbuchten des Ägäischen Meers auf. Und auch in der Klassischen Walpurgisnacht lässt der Dichterfürst die Telchinen, ein mythologische vorgriechisches Urvolk der Ägäis, als auf Hippokampen reitende Schmiede von Neptuns Dreizack auftreten.
Wer genau hinschaut wird auch den ein oder anderen Hippokampen auf Wappen noch heutzutage finden. Ein Beispiel ist hier das Wappen der Fußballmannschaft Newcastle United, das von zwei Hippokampen bzw. Seepferde umringt wird.
Quellen
- Roscher, W. H. (1894). Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie: Band 1, Abteilung 2: Euxistratos – Hysiris. 1886–1890. BG Teubner.