griechenland-auskunft.de - Dein Griechenland Portal

Homer

Homer, ein griechischer Dichter, lebte nach den derzeitigen historischen Erkenntnissen während des 8. Jahrhunderts v. Chr. Er begründete die älteste Gattung der Literatur, nämlich das Heldenepos. Mit Homer begann die alte Literatur Griechenlands und wird als Verfasser der bedeutendsten Epen der alten Griechen namens „Odyssee“ und „Ilias“angesehen.

Wann und wo lebte Homer?

Homer wird nachgesagt, dass er während des 8. Jahrhunderts auf dem ionischen Gebiet von Kleinasien lebte. Grundlage für diese Vermutung ist die Sprache seiner Werke Ilias und Odyssee. Das Schwierige daran: Beide Werke sind in einem griechischen Kunstdialekt geschrieben worden. Einem Mixdialekt aus Äolisch und Ionisch, wobei der Sprachkern äolischen Ursprungs sein soll, während der Rahmen ionischen Ursprungs ist. Er könnte also im ionischen Gebiet gelebt haben, das eine direkte Nähe zum äolischen Gebiet besaß. So wird unter anderem Smyrna als Geburtsstätte Homers angenommen, da darauf die geografischen Begebenheiten gut passen. Aber auch Athen, Ithaka, Pylos, Kolophon, Argos und Chios beanspruchen den Geburtsort des berühmten Autors zu sein. Seine Existenz ist bis heute nicht eindeutig belegt, weshalb Homer sehr lang ein fiktiver Charakter zugeschrieben wurde.

Es herrscht eine kontroverse Diskussion, in welche Epoche Homers Lebenszeit fällt. Herodot vertrat die Einschätzung, dass er um etwa 850 v. Chr. gelebt haben könnte, was vier Jahrhunderte vor Herodot waren. Andere Quellen der Geschichte datieren Homers Wirken auf die Zeit um den Trojanischen Krieg, also um rund 1200 v. Chr.

Kopf des Homer im Staatliche Antikensammlungen in München
Kopf des Homer im Staatliche Antikensammlungen in München von User:Bibi Saint-Pol, 2007-02-10, Gemeinfrei, Link

Heute sind sich Wissenschaftler häufig einig, dass der Dichter während des 8. Jahrhunderts (erste Hälfte) v. Chr. und/oder während des 7. Jahrhunderts (zweite Hälfte) v. Chr. lebte.

Auch Homers Identität wurde nie ohne Zweifel geklärt. In zahlreichen antiken Zeugnissen wird der Dichter häufig in Form eines blinden alten Mannes dargestellt. Dennoch lautet von damals bis zur Neuzeit die gängige Meinung, dass Homer einer oder vielleicht zwei Dichter gewesen sein könnte. Heutzutage zählt er erneut als wichtige historische Person.

Büste des blinden Homer in den Vatikanische Museen
Büste des blinden Homer in den Vatikanische Museen. Der Kopft stammt dabei von einem „rekonstruierten Portrait“, also keinem realen.

Es ist auch nicht eindeutig geklärt, ob die zwei Epen tatsächlich von Homer beziehungsweise komplett vom selben Autor stammen oder ob hier zwei Verfasser am Werk waren. Diese Fragestellung wird noch immer als „homerische Frage“ behandelt. Unzweifelhaft ist jedoch, dass „Odyssee“ sowie „Ilias“ einen maßgeblichen Einfluss auf die weiteren griechischen Literaturwerke hatte. Homer war somit der zuerst bekannte altgriechische Schriftsteller des Abendlandes.

Er verfasste oder erdachte keine literarischen Werke, wie es seit der Neuzeit gebräuchlich ist. Homer schrieb die Dinge auf, die andere mündlich überlieferten. Bereits existierende Mythen und Legenden schmückte er nur aus, sodass Homer ein Medium zwischen der Erzählung und seinem Publikum war.

Homerische Frage

Bis zum heutigen Tag ist unklar, ob Homers Epen „Odyssee“ und „Ilias“ tatsächlich vollständig von einer Person oder von zwei Autoren geschrieben wurde. Dies ist eine Diskussion, die noch immer geführt wird. Im Laufe der Geschichte wurde diese Frage immer wieder von den verschiedensten Gelehrten geführt. Es war allerdings der Halleschen Professor Friedrich August Wolf, der mit seinem im Jahr 1795 erschienenen Werk Prolegomena ad Homerum diese sogenannte “Homerische Frage” neu beleuchtete und damit die neuzeitliche Homer-Forschung einleiteten.

Für ihre gemeinsamen Ursprünge sprechen Forschungsergebnisse aus Historie und Sprachwissenschaft, die besagen, das beide Werke im Laufe des 8. Jahrhunderts v. Chr. auf dem von den Griechen bewohnten Gebiet Kleinasiens geschaffen wurden. Als Vorlagen der zwei Werke dienten kleine Epen, die mündlich überliefert wurden. Diese kleinen Epen wurden von den antiken Griechen bereits während des 2. Jahrtausends v. Chr. überliefert. Vermutlich wurden sie von reisenden Sängern an Höfen des Adels vorgetragen. Mit der Zeit wurden die Epen von Homer mehrmals von alten handschriftlichen Aufzeichnungen abgeschrieben. Diese wurden bis in die heutige Zeit überliefert.

Dennoch werden „Odyssee“ und „Ilias“ nach wie vor als eigene und meist fiktive Erstwerke angesehen.

Die zwei Epen wurden in einem epischen und gehobenen Stil verfasst. Sie enthalten Elemente der äolischen sowie ionischen Sprache und wurden im Hexameter-Stil geschrieben. Für die enthaltenen Dichtungen wurde eine Art Kunstsprache verwendet, welche sich auf mündliche Überlieferungen stützt und schmückende Nebenworte und sich wiederholende Phrasen und Redewendungen beinhaltet. Die Natürlichkeit und Lebendigkeit dieser Darstellung sind auffällig und es gibt viele Gleichnisse der damalig vorherrschenden Umwelt und der Natur.

Homer singt
Homer singt - Karl Becker (German, 1820-1900). Doch gab es Homer wirklich?

Gegen die gemeinsamen Ursprünge der zwei Epen sprechen die vielen widerspruchsbehafteten Elemente sowie die gleichzeitig auftretenden Kult- und Waffenbräuche aus diversen Kulturschichten. Darüber hinaus gibt es kleine Epen und Lieder, die als selbstständige Werke betrachtet werden können und aus denen eventuell ein größeres Literaturwerk wurde.

Die einen Untersuchungen deuten darauf hin, dass Homers Epen lediglich gesammelte Einzeldichtungen sind und andere Forscher meinen, dass die Unstimmigkeiten keine große Bedeutung haben und die zwei Epen selbstständige Werke von einem einzigen Dichter sind.

Der Einfluss von Homer auf folgende Literaturwerke

Homers Werke hatten einen gewaltigen Einfluss auf die folgenden Literaturepochen. In diesen Dichtungen entstand das typisch griechische Bild der Menschen sowie Götter. Die griechische Literatur wurde vollständig von Homers Schriften beeinflusst. Das betraf die Bereiche Philosophie, Geschichtsschreibung sowie Tragödie. Homer wurde stets als Vorbild für fast alle Dichter gesehen oder war ein Thema kritischer Diskussionen.

Nicht nur die Griechen beschäftigten sich mit dem Dichter Homer, sondern auch namhafte Schriftsteller bis in unsere Gegenwart hinein.

Beispiele sind:

In Deutschland erlangten Homers Werke vor allem aufgrund der Übersetzungen des Johann Heinrich Voss von 1781 und 1793 große Bekanntheit. Lessing, Goethe oder Herder wurden sehr von Homer beeinflusst.

Homers Hauptwerke

Nachfolgend die beiden Hauptwerke von Homer in der Kurzzusammenfassung:

Zu den Hauptwerken Homers zählen:

Ilias

Odyssee

Homerischen Hymnen

Die Homerischen Hymnen sind eine Sammlung von frühen griechischen Gedichten, die in Hexametern verfasst und den Olympischen Göttern gewidmet sind. Trotz ihrer traditionellen Zuschreibung an Homer, stammen sie wahrscheinlich von verschiedenen Autoren über einen längeren Zeitraum hinweg, von etwa dem 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr (wobei die Datierung durchaus umstritten ist). Diese Hymnen dienten nicht nur der Verehrung und dem Lob der Götter, sondern auch der Vermittlung mythologischer Erzählungen und der Unterweisung in den kulturellen und religiösen Traditionen der antiken griechischen Gesellschaft.

Die Sammlung umfasst 33 Hymnen, die in Länge und Stil variieren, von kurzen Gebeten bis zu längeren erzählenden Gedichten. So umfasst der große Hymnos an Demeter 495 Verse, was fast die Länge eines antikes Buchs ist. Manche Gottheiten wurden mehrere Hymnen gewidmet, darunter beispielsweise Apollon, Hermes, Aphrodite und Demeter. Die Hymnen bieten nicht nur tiefe Einblicke in die antike griechische Mythologie und Religion, sondern sind auch von großem literarischen Wert, da sie die Entwicklung der epischen Dichtung und die Verwendung des Hexameters illustrieren. Ein 34. Gedicht ist „an die Gastgeber“ gerichtet.

In ihrer Funktion als Kultgesänge mögen die Homerischen Hymnen Teil öffentlicher Rituale und Feste gewesen sein, die die Gemeinschaft der Gläubigen vereint und ihre soziale und religiöse Identität gestärkt haben.

Man findet die Homerischen Hymnen von Hugh G. Evelyn-White im Perseus Project im Originaltext als auch in der englischen Übersetzung. Un Gutenberg Projekt findet man außerdem von Eduard Mörike ein Teil der Homerische Hymnen in deutscher Sprache.

Homeriden

Homeriden, Homeridae - "Sprößlinge des Homer" bzw. "Kinder Homers", waren eine Familie auf der Insel Chios die behaupteten direkte Nachkommen von Homer zu sein. Während man von Homer nicht weiß, ob es ihn tatsächlich als einzelne Person gab, ist die Existenz der Homeriden belegt. Sie wurden im späten sechsten, fünften und vierten Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Danach ist nichts mehr von ihnen zu hören. Einer der ersten Belege für ihre Existenz stammt von Pindar, der sie in einem Gedicht um 485 v. Chr. erwähnt. Weitere Erwähnungen stammen unter anderem von Platon und Isokrates.

Die Homeriden hatten die Tradition innen, daher auch der Name, den Gesang von Homers Gedichten weiter aufrechtzuerhalten. Sie waren mündliche Interpreten, sogenannte Rhapsonde, die umher reisten und Homers Werke vortrugen. Einer der bekanntesten Mitglieder war (Cynaethus von Chios), der auch als Verfasser neuer Gedichten bekannt war, bei denen er an Homers Werken anknüpfte.

Quellen und weitere Informationen



Impressum | Datenschutzerklärung