Komboloi
Wir sind zu Gast in Athen. Die heiße Luft flimmert über dem Kopfsteinpflaster, irgendwo klingt der Ruf eines Straßenhändlers. Cafés sind erfüllt von Stimmen, Gelächter und dem Klappern von Espressotassen. Zwischen all den Farben, Geräuschen und Souvenirständen hört man das leise Klicken eines Komboloi.
Die Perlen gleiten durch die Finger eines alten Mannes, der in einem kleinen Laden sitzt, umgeben von Dutzenden dieser Ketten. Bernstein, Holz, Glas – die Perlen leuchten im matten Licht der Sonne. Der Mann wippt auf seinem Stuhl, seine Hände bleiben ständig in Bewegung. Ein meditativer Tanz, der den Lärm der Stadt verblassen lässt.
Das Komboloi ist kein bloßes Accessoire, sondern ein Begleiter der griechischen Seele. Es ist der Klang der Entschleunigung, ein Symbol des Müßiggangs. Jeder Klick der Perlen erzählt von Erinnerungen, Veränderungen und der Sehnsucht nach Ruhe in einer Stadt, die niemals stillsteht.
Erfahre nachfolgend mehr über das Komboloi, von der Herkunft über die Bedeutung bis hin zum heutigen Stellenwert in der griechischen Kultur.
Was ist ein Komboloi?
Ein Komboloi (manchmal auch Kobolói) ist eine traditionelle griechische Perlenkette, die meist aus Materialien wie Bernstein, andere Halbedelsteine, Holz oder Glas gefertigt wird. Es besteht aus einer bestimmten Anzahl an Perlen, die auf eine Schnur aufgereiht sind und durch einen Knoten oder eine Quaste abgeschlossen werden. Der Name seht sich aus Das Komboloi wird in Griechenland und anderen Teilen des Mittelmeerraums verwendet, um Nervosität abzubauen, zur Entspannung beizutragen oder einfach als ein Freizeitaccessoire. Manch einer sieht in seinem Komboloi auch ein Glückssymbol. So verwundert auch nicht die englische Bezeichnung „worry beads“ (wortwörtlich übersetzt „Sorgenperlen“), die naheliegt, dass man das Komboloi vor allem in kniffeligen Situationen des Lebens heranzieht.
Wie viele Perlen hat ein Komboloi?
Es gibt keine bestimmte Anzahl an Perlen bei einem Komboloi. Je nach Größe des Kombolois kann die Anzahl variieren. Bei größeren Kombolois sind es aber meist zwischen 17 und 23 Perlen. Wichtig ist nur: Die Anzahl ist immer ungerade! Dies entspricht der traditionellen Vorgabe.
Herkunft
Ursprünglich soll das Komboloi aus Indien oder China stammen. Von dort gelangte es dann in die arabische Welt, wo es im Islam zum Gebetskettchen wurde und so in den religiösen Kontext rückte. Dieser wurde vom heiligen Dominikus, dem Gründer des Ordo Praedicatorum, fortgeführt, in dem er es in die christliche Welt übernahm. Dort entwickelte es sich später zum Rosenkanz weiter.
Heutzutage hat das Komboloi aber keinerlei religiöse Bedeutung mehr. Nicht verwechseln darf man es mit dem Komboskini, eine geschlossene Gebetsschnur, die von meist orthodoxen Christen verwendet wird.
Überhaupt haben die Griechen das Komboloi wahrscheinlich von den Türken übernommen. Schließlich war Griechenland von diesen ja besetzt. So soll es früher eine Mutprobe gewesen sein, vor den türkischen Besatzer mit einer Imitation deren Gebetsketten zu hantieren und vor lauter Spielerei es immer wieder in den Dreck fallen zu lassen.
Gewusst? Übrigens, aus dem Komboloi hat sich das Begleri entwickelt. Das Geschicklichkeitsspielzeug ist deutlich kleiner als das Komboloi und ist keine geschlossene Kette, sondern eine offene Schnur die am Ende jeweils einer oder mehreren Perlen besitzt. Wie auch beim Komboloi können auch beim Begleri die Perlen aus verschiedenen Materialien, wie beispielsweise Halbedelsteinen, Metall, Holz oder Kunststoffen sein.
Wie spielt man mit einem Komboloi?
Es gibt nicht die richtige und einzige Art mit einem Komboloi zu spielen. Der eine mag es wild, der andere etwas ruhig, der eine schnell, der andere graziös. Wie so oft im Leben, gibt es auch beim Spielen mit einem Komboloi kein richtig oder falsch. Jeder entscheidet selbst, wie ihm das Komboloi bei der eigenen Zerstreuung, Kampf gegen die Langeweile oder auch einfach nur für die Beruhigung dient. Mal flippt man mehrere Kugeln über den Handrücken, mal verschiebt man nur einzelne Kugeln. Jeder wie es ihm beliebt.
Komboloi Tricks
Wer ein bisschen angeben möchte (und sei es nur für sich selbst), der kann auch verschiedene Komboloi Tricks üben und erlernen. Mit einer gewissen Fingerfertigkeit und Kreativität kann man eigene Komboloi Tricks erschaffen. Wer aber erst einmal beginnen möchte, der kann auch aus dem nachfolgenden Video ein paar Tricks abschauen und üben.
Kombológia und Frauen
Wandelt man durch die Straßen Athens, dann fällt einem vielleicht auf, dass man vor allem Männer mit Kombológia in den Händen sieht. Sind also Kombológia für Frauen verboten?
Natürlich nicht. Auch eine griechische Frau darf ein Komboloi besitzen und damit spielen. Zwar hatten es historisch gesehen vor allem Männer genutzt, inzwischen sieht man aber auch immer mehr Frauen mit einem Komboloi.
Komboloi Museum
Wer gar nicht genug von den Kombológia bekommen kann und er Faszination des Kombolois komplett erlegen ist, der muss auf jeden Fall das Komboloi Museum in Nafplio besuchen. Dort erfährt man nicht nur mehr über die Ketten, sondern kann in der integrierten Werkstatt auch bei der Herstellung eines Kombolois direkt über die Schultern schauen. Im angeschlossenen Shop kann man sich dann auch noch selbst ein Komboloi raussuchen. Die Preise varriieren dabei von etwa 20 Euro bis über 500 Euro, je nach Material. Im nachfolgenden Video, das leider nur in griechischer Sprache verfügbar ist, bekommt man einen ersten Eindruck vom Komboloi Museum. Alles Weitere erfährt man auch auf der offiziellen Webseite des Museums.
Komboloi kaufen
Wer in Griechenland, insbesondere in Athen, Urlaub macht, der sollte sich auf jeden Fall ein Komboloi kaufen. Kein Wunder gilt das Komboloi auch als eines der beliebtesten Athen Souvenirs. In Athen bekommtn man Kombológia an vielen Ständen, auch an den typischen Touristen-Souvenirshops. Ich würde allerdings nicht dazu raten, dort ein Komboloi zu kaufen. Häufig findet man dort nur billig hergestellte Kombológia, oft auch nur mit Plastikperlen.
Ich empfehle hier spezialisierte Shops, wie beispielsweise den Shop beim Komboloi Museum oder auch das Kombologadiko oder The Amber Shop in Athen.
Zwar kann man Kombológia natürlich auch im Online Shop kaufen, ich empfehle aber dennoch den Kauf vor Ort. Dann kann man nämlich verschiedene Kombológia durch die Hände gleiten lassen und die verschiedenen Klänge hören. Nur so findet man das beste Komboloi für einen selbst.