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Nemesis

In den tiefen Schatten des Olymps, wo die Götter über das Schicksal der Sterblichen wachen, erhebt sich eine Gestalt von unvergleichlicher Macht und unerbittlicher Gerechtigkeit: Nemesis, die Göttin des göttlichen Zorns und der ausgleichenden Vergeltung. Sie ist die unsichtbare Hand, die Waage des Schicksals, die in Zeiten des Hochmuts und der Hybris zuschlägt, wenn Menschen und Götter gleichermaßen die Grenze ihres Standes überschreiten. Mit finsterem Blick und unerschütterlicher Entschlossenheit durchstreift sie die Welten, um Gleichgewicht zu schaffen, wo Arroganz und Überheblichkeit das Gleichgewicht der Dinge gefährden. Niemand kann ihrem scharfen Sinn für Gerechtigkeit entkommen, denn Nemesis, die Göttin des gerechten Zorns, bringt die Mächtigen zu Fall und erhebt die Gedemütigten—immer darauf bedacht, das kosmische Gleichgewicht zu bewahren. Wer ihre Warnungen missachtet, wird unweigerlich ihren Zorn zu spüren bekommen, und so bleibt Nemesis eine ständige Mahnung an die Sterblichen und Unsterblichen gleichermaßen: Gerechtigkeit wird am Ende immer ihren Preis fordern.

Steckbrief

Steckbrief: Nemesis (Νέμεσις)
Titel Göttin des göttlichen Zorns, der ausgleichenden Gerechtigkeit und Vergeltung
Eltern Mutter: Nyx (Göttin der Nacht), Vater: Erebos (Gott der Finsternis) oder Okeanos (Gott des Ozeans), je nach Überlieferung
Darstellung Oft als eine majestätische Frau mit strengen Zügen dargestellt, trägt sie eine Waage, ein Schwert oder einen Zügel, die Symbole für Gerechtigkeit und Kontrolle. Manchmal wird sie mit Flügeln dargestellt, um ihre schnelle und unausweichliche Rache zu symbolisieren.
Aufgabenbereich Nemesis sorgt dafür, dass niemand ungestraft bleibt, der durch Hybris (maßlose Selbstüberschätzung) die göttliche Ordnung herausfordert. Sie bestraft jene, die sich über die Götter erheben, sowie jene, die durch Übermaß an Glück oder Erfolg den Neid der Götter auf sich ziehen.
Gefährten Nemesis agiert meist alleine, doch sie wird gelegentlich in Verbindung mit den Erinnyen (Rachegöttinnen) und den Moiren (Schicksalsgöttinnen) gesehen, da ihre Aufgabenbereiche eng miteinander verwoben sind.
Nemesis in Emojis 😠, ⚖️, 🗡️, 🌌

Wer ist Nemesis in der griechischen Mythologie?

Die Nemesis galt im antiken Griechenland und Weltreich als der Begriff und die göttliche Personifikation der gerechten Vergeltung und des sittlichen Rechtsgefühls. Man nennt die Nemesis an eine wörtliche Übersetzung angelehnt auch "die Göttin des gerechten Zorns", "die Verteilerin der Gerechtigkeit", "die Zuteilende des Gebührenden" und "die Ausgleichende ". Etwas vereinfacht wird die Nemesis auch als Göttin des Schicksals und als Rachegöttin verstanden. Die Aufgabe der Nemesis ist es, die Missachtung der Themis zu ahnden, welche die Göttin der Sittlichkeit und des Rechts, der Satzung und der Ordnung ist. Die Gesetze dieser Ordnung hat Zeus höchst selbst durch sein Orakel verkünden lassen.

Nemesis - Gemalt vom deutscher Historienmaler der Spätromantik Alfred Rethel, 1837
Nemesis - Gemalt vom deutscher Historienmaler der Spätromantik Alfred Rethel, 1837

Aussehen und Darstellung der Nemesis

Die Nemesis wurde in der Antike, aber auch in jüngeren Darstellungen, als geflügelte Frau dargestellt. Ihre Attribute sind Schlangen, eine Fackel, ein Rad und ein Ruder. Rad und Ruder werden als Symbole dafür gedeutet, dass sie ihre Opfer sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser verfolgt. In manchen Quellen wird ihr auch die Waage als Attribut zugeschrieben. Sie trägt zudem ein langes Gewand und auf manchen Darstellungen eine Krone. Ein weiteres Attribut ist der Zweig eines Apfelbaums. Ein Greif wird ihr zuweilen als Begleiter an die Seite gestellt. Manchmal wurde die Nemesis auch als Doppelgestalt dargestellt.

Darstellung der Nemesis von Albrecht Dürer (circa 1501)
Darstellung der Nemesis von Albrecht Dürer (circa 1501)

Mythen um die Nemesis

Die Nemesis ist die Tochter der Nyx, der Nacht. Die Nyx gebar sie im griechischen Mythos, der recht variantenreich und in Teilen sogar ambivalent sowie widersprüchlich sein kann, entweder aus sich selbst heraus oder der Vater war Erebos, der Gott der Finsternis. Auch Okeanos, der Gott des Weltstroms und Vater aller Flüsse, kann als Vater in Betracht gezogen werden. Die Nemesis gilt als die Begleiterin der Aidos, der Göttin der Scham.

Der Göttervater Zeus stellte der Nemesis, wie so vielen anderen weiblichen Wesen, die er begehrte, nach. Nemesis flüchtete aus Scham und heiligem Zorn vor seinen Nachstellungen. Im Meer verwandelte sie sich in einen Fisch und später, am Rande der Welt, in eine Gans oder Ente. Dergestalt paarte sich Zeus mit ihr, indem er sich in einen Schwan verwandelte. So wurde die schöne Helena gezeugt, die später der Auslöser für den Trojanischen Krieg war, den Menschen und Götter unerbittlich führten.

In einer anderen Variante des Mythos spielt Aphrodite eine wichtige Rolle. In einen Adler verwandelt, stürzt sie sich auf den in einen Schwan verwandelten Zeus, der sich daraufhin in den Schoß der Nemesis flüchtet. Das Ei, welches durch die Zeugung entstand, gelangte schließlich zu Leda, einer ätolischen Königstochter, die Helena anstatt ihrer Mutter aufzog. Nach diesem Mythos wurden die Sternbilder "Adler" und "Schwan" benannt.

Es gibt laut Ovid eine Verbindung der Nemesis mit dem Mythos des Narziss (Narcissus). Narziss, der die Nymphe Echo zugrunde gerichtet hat, entdeckt in einer klaren Quelle in einem Wald sein eigenes Spiegelbild. Er ist fasziniert, verliebt sich praktisch in sich selbst und kann sich nicht mehr von seinem eigenen Anblick lösen. Nemesis beobachtet dieses seltsame und egozentrische Verhalten. Sie beschloss ihn zu bestrafen. Da Narziss nicht mehr zwischen der Realität und seinem Spiegelbild an der Wasseroberfläche unterscheiden konnte, stürzte er schließlich ins Wasser und ertrank.

Eine gewisse Nähe besteht auch zwischen der Nemesis und den Erinnyen, auch Eumeniden und später bei den Römern Furien genannt. Es handelt sich bei ihnen um die drei Rachegöttinnen Alekto, Megaira und Tisiphone, die jeweils für Unerbittlichkeit, neidischen Zorn und Vergeltung stehen. Wie die Erinnyen kann auch die Nemesis in der Pluralform Nemeseis angerufen werden. Die Nemesis wurde vielerorts in einfacher oder doppelter Form verehrt. Letzteres etwa in Smyrna, wo sie Alexander dem Großen erschienen sein soll und ihn aufgefordert hat, die Stadt zu gründen.

Nemesis und Hybris

Die Aufgabe der Nemesis ist es, die menschliche Hybris, also die maßlose Selbstüberschätzung, zu bestrafen. Sie teilt nach dem sittlichen Rechtsgefühl das Gebührende zu. Sie entrüstet sich über Unrecht, Unschickliches sowie Ungebührliches und stellt das Gleichgewicht der sittlichen Welt wieder her, falls dieses durch die Hybris und den menschlichen Übermut gestört wurde. Nemesis ist die strafende Hand, die Sünder schonungslos niederwirft. Damit agiert sie an Zeus statt und gleicht Glück und Unglück gegeneinander aus. Nicht zuletzt macht sie dem Menschen immer wieder klar, dass er nur ein Sterblicher ist.

Die Redewendung: „Jemandes Nemesis sein“

„Jemandes Nemesis sein“ bedeutet in etwa, jemandes schlimmster Feind zu sein, ihm die Grenzen aufzeigen zu wollen und für ausgleichende Gerechtigkeit aufgrund von Unrecht und Selbstüberschätzung zu sorgen. Natürlich kann es sich dabei auch um eine leere Floskel handeln. Falls jemand einem ins Gesicht sagt "Ich bin deine Nemesis", kann das eine Anmaßung und damit nichts anderes als menschliche Hybris sein. Der drohende Satz kann als "Früher oder später bekommst du, was du verdienst hast." oder "Ich werde dein Untergang sein." verstanden werden. Es wird ebenfalls von "Jemandes Nemesis" gesprochen, wenn man Gegenspieler, Erzfeinde, Todfeinde oder eine tödliche Bedrohung meint.

Bei der Redewendung Jemandes Nemesis sein liegt schon mehr als nur ein einfacher Konflikt in der Luft
Bei der Redewendung "Jemandes Nemesis sein" liegt schon mehr als nur ein einfacher Konflikt in der Luft

Trivia: Nemesis in der heutigen Zeit

Die Nemesis findet man auch heute noch in vielen Filmen, Computerspielen oder auch an ganz unerwarteten Orten wieder. Manchmal tritt sie direkt als Figur auf, häufig wird aber auch nur ihr Name als Referenz genutzt. Nachfolgend ein kleiner Auszug, wo wir auch noch heute auf Nemesis treffen können.

So leiht die Göttin gleich zwei Himmelskörper ihren Namen. Der im Jahr 1872 entdeckte Hauptgürtelasteroid (128) wurde nach ihr benannt und auch der hypothetische Himmelskörper, welcher das Sonnensystem zu einem Doppelsternsystem machen würde.

Im Film und Fernsehen trifft man Nemesis unter anderem in die Schlümpfe. Dort ist Nemesis ab der achten Staffel ein trollartiges hässliches Wesen, das seinen Körper unter einem Mantel mit Kapuze versteckt. Bei der Jagd nach dem Langlebestein wurde der einstige Zauberer durch Opa Schlumpf zu diesem Wesen und zürnt nun nach Rache (daher auch der Name). Mehr erfährt man in der Folge: Opa Schlumpfs Alptraum (Staffel 8, Folge 8)

Auch in Computerspielen ist Nemesis eine gern genommene Figur. In der Resident Evil Reihe verkörpert Nemesis (auch Nemesis T-Typ genannt) einen zentralen Gegenspieler aus dem 1999 erschienenen Horror-Videospiel Resident Evil 3: Nemesis sowie dem 2020 erschienenen Remake Resident Evil 3. Er fungiert hierbei als nahezu unbesiegbarer Gegner, der Protagonistin Jill Valentine.

Der deutsche Rapper Bushido spendete Nemesis gar ein eigenes Album. Im gleichnamigen Song heißt es in der Hook:

Hör mal, was ich dir sage: Das hier ist Nemesis
Und Deutschland fürchtet sich davor, als wär's ein Terrorist
Für eure Kids sind wir die Kings auf dem Schulhof
Jetzt ist es aus mit euch, ich bring' meine Crew hoch

Auf Grahamlands hingegen, eine antarktischen Halbinsel, thront der 790 m hohe Berg Mount Nemesis. Dieser wurde vermutlich von Wissenschaftler der United States Antarctic Service Expedition (1939–1941) benannt.
Wegen seinen schwierigen Geländeverhältnisse bekam auch der Nemesis-Gletscher im ostantarktischen Mac-Robertson-Land (Ostantarktika) seinen Namen und ist damit ein weiteres Naturvermächnis der an die griechische Göttin erinnert.

Und in den Jahren 1920 bis 1922 wurde mit der Operation Nemesis (armenisch Նեմեսիս գործողություն) eine Reihe von Attentaten durchgeführt, die sich gegen osmanische Verantwortliche am Völkermord an den Armeniern sowie Politiker der Demokratischen Republik Aserbaidschan richteten. Auch hier war die griechische Göttin der Rache und der ausgleichenden Gerechtigkeit die unfreiwillige Namensgeberin.

Quellen und Verweise





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