Palast von Knossos
Die historischen Ruinen von Knossos sind die Sehenswürdigkeit überhaupt, wenn es um die griechische Mittelmeerinsel Kreta geht. Wie beispielsweise auch die Samaria-Schlucht, gehört auch der Palast von Knossos zu einem Pflichtbesuch, wenn man auf Kreta ist. Einst die Heimat einer mächtigen und mysteriösen Kultur, von der man bis heute nur sehr wenig weißt, erzählen die Ruinen eine Geschichte von Wohlstand und Macht. Während der Besuch schon alleine aufgrund der beeindruckenden Bauwerke lohnenswert ist, sind da auch noch all die Mythen, die sich um den Palast ranken. Eine Alternative zum Palast von Knossos (oder auch Ergänzung) ist übrigens ein Besuch der Überreste von Phaistos.
Was ist der Palast von Knossos?
Nach aktuellem Stand der Forschung ist der Bereich rund um Knossos schon seit tausenden von Jahren besiedelt und hat während verschiedener Kulturen und Epochen im Mittelalter eine Rolle gespielt. Keine war aber so mächtig und bedeutend wie jene der Minoer. Dabei handelt es sich vermutlich um ein Seefahrer- und Händlervolk, das bereits 2.000 Jahre vor Christus eine wichtige Rolle in der Region spielte. Sie errichteten den ersten Tempel. Leider wurde das gesamte Gebiet Kretas - und eigentlich das gesamte Mittelmeer - in dieser Zeit wiederholt von starken Beben mit anschließenden kleinen Tsunamis erschüttert und der Palast in seiner ersten Form zerstört und dann wieder aufgebaut. Der Palast von Knossos ist das Herzstück dieser einstigen Kultur und bietet einen tiefen Einblick in die einstige Macht und den Reichtum, den die Völker schon vor 4.000 Jahren hatten.
Wo ist der Palast von Knossos?
Der Palast befindet sich auf der Insel Kreta. Etwa fünf Kilometer südlich der Stadtgrenzen der Insel-Hauptstadt Iraklion lassen sich die ersten Ausläufer von Knossos finden. Von hier aus führt der Weg in unterschiedliche Teile der Anlage, wobei der Palast der zentrale Punkt ist und einen Großteil des Geländes einnimmt.
Anreise
Sämtliche Teile von Knossos gehören zu den absoluten Highlights von Kreta und werden an den verschiedensten Orten beworben. Daher werden häufig auch in den Hotels und von den Reiseanbietern geführte Touren angeboten, von denen man ab einem zentralen Punkt oder sogar vom Hotel aus eingesammelt und mit geschultem Personal zum Palast gefahren wird.
Wer eine Anreise mit dem eigenen Mietwagen oder dem Bus von Heraklion plant hat unterschiedliche Möglichkeit. Von Iraklion aus ist man mit der Linie zwei in rund zehn Minuten an der Station Knossos und kann von hier aus zu Fuß auf das Gelände kommen. Wer es mit dem eigenen Wagen versucht, sollte die Straße Leof. Knossou im Süden von Iraklion nutzen. Kostenloses Parken ist möglich - kostenpflichtige Parkplätze sind von privaten Anbietern und sollten nur im Notfall genutzt werden.
Palast von Knossos entdecken
Vor Ort kann man den Palast von Knossos auf unterschiedliche Wege entdecken und erkunden. Man kann sich über das Geländer treiben lassen, kann via Audio-Guide oder Tablet zusätzliche Informationen einholen oder gleich eine komplette Tour mit privaten Führer buchen. Nachfolgend mehr Informationen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten.
Ohne Hilfsmittel
Komplett ohne Hilfsmittel den Palast von Knossos zu besuchen kann ich ehrlicherweise nicht empfehlen. Man findet zwar immer wieder Hinweistafeln, diese sind aber nur auf Griechisch und Englisch beschriftet und in meiner Wahrnehmung viel zu spärlich aufgestellt. Bei einem großen Besucherandrang kann es darüber hinaus dazu führen, dass man erst einmal warten muss, bevor man den Hinweistext lesen kann. Zwar bekommt man mit den Tafeln einen guten generellen Überblick, in die Tiefe gehen sie aber nicht. Ich empfehle also zumindestens ein Buch mitzunehmen, das mehr über den Palast von Knossos erzählt.
Wer schon vor dem Besuch des Palasts von Knossos in die Mythen hinter diesem Bauwerk eintauchen möchte, dem empfehle ich das Buch: Im Palast von Knossos. Geschrieben wurde es von niemand Geringeren als Nikos Kazantzakis, einer der wohl bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Von ihm stammt auch der bekannte griechische Roman Alexis Sorbas. In „Im Palast von Knossos“ beschreibt Sorbas den antiken Mythos rund um den Palast. So trifft man dort auf all jene Figuren, die auch hier in meiner Vorstellung des Palast von Knossos Erwähnung finden, wie beispielsweise Minos, Theseus, Ariadne, Daidalos oder auch Ikarus. Erzählt wird die Geschichte dabei aus der Perspektive von Haris und seiner Schwester Krino. Man lernt dabei nicht nur mehr über den Mythos, sondern bekommt auch einen Einblick in den Alltag auf der Insel Kreta und speziell des Palasts. So erfährt man mehr über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit. Wer schon immer in die minoische Kultur eintauchen und mehr rund um den Mythos des Palasts von Knossos erfahren wollte, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Eine perfekte Urlaubslektüre zur Einstimmung für den Besuch von Kreta und dem Palast von Knossos.
Audio Guide
Einen Audio-Guide vor Ort gibt es leider nicht, wie man es von anderen Sehenswürdigkeiten kennt. Es besteht allerdings über den Anbieter Get Your Guide ein Ticket direkt mit Audio Guide zu erwerben. Auch das Kombinationsticket mit Knossos, dem Archäologisches Museum und dem Audio-Guide ist möglich und würde ich auch empfehlen, wer ebenfalls das Museum noch besuchen möchte. Allerdings nur, wenn man der englischen Sprache mächtig ist. Denn während es das Kombinationsticket mit Audio-Guide nur in der englischen Sprache gibt, kann man beim reinen Knossos-Ticket mit Audio-Guide zwischen den Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch wählen. Netter Nebeneffekt bei beiden Tickets ist, man muss sich nicht an der Kasse anstellen und kann hier im besten Fall sehr viel Zeit sparen, da die Warteschlange bis zu 1 Stunde oder mehr betragen kann. Wer zu zweit unterwegs ist, das gleiche Tempo hat und etwas Geld sparen möchte, der kauft sich nur eine Audio Guide und ein normales Ticket. Da die Audio Guides sowieso über das eigene Smartphone abgespielt werden müssen (vorsichtig, man muss die Inhalte auch erst einmal runterladen, weswegen man sich das Ticket im besten Fall schon im Hotel kauft und dort alles herunterlädt), hat man dank Bluetooth-Kopfhörer auch etwas Freiheit in der Bewegung, kann aber dennoch gemeinsam die spannende Geschichte rund um Knossos verfolgen.
Ich habe bei meinem Knossos-Besuch das Kombiticket mit Audio-Guide gekauft und kann nur hiervon meine Erfahrungen berichten. Im Vergleich zum normalen Ticket scheint die App für die Tour (Clio Muse – iOS/Android), nach dem ich online andere Erfahrungsberichte gelesen habe, deutlich Verbesserungspotential zu haben. Das fängt schon damit an, dass sie bisher nur in der englischen Sprache verfügbar ist und man dementsprechend einen guten englischen Wortschatz haben sollte. Die Orientierung über das Gelände findet per Karte statt, auf dem die wichtigen Punkte jeweils markiert sind. Gerade am Anfang kann man sich damit aber noch etwas schwertun, insbesondere da zumindestens bei meinem Besuch Teile der Anlage gesperrt waren und das zur Verwirrung beigetragen hat. Da die einzelnen Punkte aber auch immer mit einem Bild versehen sind, kann man sich darüber sehr gut orientieren.
Tablet
Statt Geräte mit Audio-Guides, gibt es zumindestens Tablets am Eingang des Palastes von Knossos zu auszuleihen. Diese sind aber noch einmal zusätzlich zum Eintrittspreis zu bezahlen und mit weiteren 15 Euro auch nicht ganz günstig. Das Tablet ist aber weniger eine Audio-Guide, sondern dient viel mehr als eine 3D-Konstruktion des Palastes, um diesen besser wahrnehmen zu können. Wer sich schwer tut aus den vorhandenen Steinruinen und den wenigen Nachbauten sich den Palast vorzustellen, dem soll mit dem Tablet geholfen werden. Wie hilfreich das am Ende ist und ob das wirklich benötigt wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe es damals nicht benötigt, aber auch hier würde ich bei einem Paar oder Familie höchstens ein Tablet für alle empfehlen.
Private Führung
Wer möchte kann sich auch noch sehr spontan direkt am Eingang einen menschlichen Führer buchen. Auch hier hat man den Vorteil, dass man die Warteschlange direkt überspringen kann. Die Gruppen der Führung sind auch relativ klein, ich habe Gruppengröße von 5 bis 10 Leute gesehen. Negativ ist mir bei einigen Gruppen allerdings aufgefallen, dass kein Mikrofon mit Kopfhörern verwendet wurde, sondern das man immer direkt am Führer stehen musste, um ihn zu verstehen. Vorteile von so einer privaten Führung ist aber, dass man selbst noch einmal nachfragen kann und noch die ein oder andere Anekdote erfährt, die es sonst nicht so zu hören gibt. Über den Reiseveranstalter oder im Hotel kann man auch private Führungen schon vor dem Besuch kaufen und muss nicht dann vor Ort hoffen, dass gerade ein Führer frei ist.
Geschichte hinter dem Palast
Während heutige Spuren in der Region von Knossos darauf hindeuten, dass das Land bereits das erste Mal rund 7.000 vor Christus besiedelt war, begann die Blütezeit von Knossos und dem dazugehörigen Palst rund 5.000 Jahre später. Man geht davon aus, dass die minoischen Kulturen hier etwa 2.000 vor Christus mit dem Bau des ersten Tempels begannen. Knossos war dabei nur eine von vielen Palastanlagen - nach dem heutigen Stand dürfte es aber der größte und schönste der Paläste gewesen sein, die zu dieser Zeit auf Kreta errichtet wurden und war vermutlich für einen mächtigen und reichen Herrscher gedacht.
Nach einer ersten Zerstörung durch ein Erdbeben wurde der Palast prachtvoller und vor allem strukturell stärker wieder aufgebaut. Mit geschickten Bautechniken vermied das inzwischen mächtige Reich Knossos wohl eine erneute Zerstörung bei vielen Ebenen, die bis in das Jahr 1.300 vor Christus folgten. Bis heute ist nicht ganz sicher, ob der starke Vulkanausbruch, die minoische Eruption, eine Rolle auf den Palast gespielt hat - man glaubt allerdings, dass das nicht der Fall war. Es waren schließlich die Eroberer aus anderen Teilen der griechischen Welt, die dem Palast ein Ende setzen. Erst durch eine Invasion und später durch gezielte Zerstörung wurde ein großer Teil des Palastes vernichtet. Zwar sollen auch Römer hier eine Weile gehaust haben aber spätestens rund um das Jahr 0 war Knossos wohl nur noch eine riesige Mischung aus Ruinen, die keine große Rolle in der Welt mehr spielte.
Mythos des Palastes
Es ist nicht alleine die beeindruckende Geschichte, die den Palast von Knossos zu einem Mysterium macht. Das größte Mysterium ist auf Homer zurückzuführen, der in seiner Geschichte ausführte, dass vor beinahe 20.000 Jahren Zeus Sohn Minos über die Insel und den Tempel herrschte. Nachdem er einen weißen Stier, ein Geschenk der des Gottes Poseidon, nicht opferte, verfiel seine Frau dem Tier und gebar den berühmten Minotaurus, der sich zu einer der Hauptfiguren der griechischen Mythologie entwickelte. Um diese Tier von der Öffentlichkeit fern zu halten, konnte er es doch nicht töten, soll er das berühmte Labyrinth unter den Palastanlagen von Knossos in Auftrag gegeben haben. Erschaffen hat dies der geniale Erfinder Dädalus, dessen berühmteren Sohn Ikarus man auf jeden Fall kennen könnte.
Jedes Jahr wurden hier Jungfrauen dem Minotaurus geopfert. Prinz Theseus von Athen ließ sich freiwillig opfern, um den Minotaurus endlich zu töten und mit der Hilfe eines Komplotts mit Minos Tochter sollte es auch gelingen. Ein göttlicher Faden leitete ihn den Weg zurück aus dem Labyrinth und gemeinsam flohen sie. So ist der Minotaurus noch heute eng mit Knossos verbunden und findet sich auch in einigen Darstellungen des Tempels. Spuren für ein wirkliches Labyrinth wurden allerdings nie in den Anlagen gefunden. Dafür gibt es viele andere spannende Dinge, die man in den Ausgrabungen von Knossos finden kann.
Archäologische Ausgrabungsstätte
Die heutige archäologische Ausgrabungsstätte ist das Werk von beinahe 120 Jahren Arbeit. Dabei haben die Archäologen und Forscher nicht nur eine Vielzahl der unteren Räume freilegen, sondern auch die eine oder andere Rekonstruktion bauen lassen können, die den Besuchern einen besseren Eindruck darüber liefern, wie der Palast zur seiner Blütezeit aufgebaut gewesen sein könnte. Schnell fallen die vielen verwinkelten Gänge auf und wer einmal einen Spaziergang über das gesamte Gelände macht, bekommt eine Vorstellung davon, wie viele Menschen hier wohl gelebt haben könnten. Wohnhäuser für die Bediensteten sind auf dem Gelände ebenso zu finden wie Werkstätten und sogar so etwas, was die Überreste eines Theaters gewesen sein könnten.
Entdeckt hat Knossos der kretischen Kaufmann, Juristen und Hobby-Archäologen Minos Kalokairinos im Jahr 1878. Er legte zwei Magazinräume mit Pithoi und Kultgegenständen frei. Etwas wenig später wäre dann fast der Entdecker von Troja, Heinrich Schliemann, die Ehre zuteilgeworden, den kompletten Palast zurück ans Tageslicht zu bringen. Zusammen mit dem Archäologen Wilhelm Dörpfeld bemühte er sich um die Genehmigung zu einer großangelegten archäologischen Grabung. Durch Verwerfungen mit dem türkischen Eigentümer des Grundstückes scheiterte dies aber. Mit der systematischen Ausgrabungen konnte schließlich der englische Museumsdirektor, Ethnologe und Zeitungskorrespondent Arthur Evans im Jahr 1900 beginnen, sodass seit dem sein Name mit Knossos unwiderruflich verbunden ist. Auf dem Gelände des Palasts von Knossos findet man unter anderem deshalb auch eine Büste von ihm direkt zu Beginn.
Ausgestattet mit genügend finanzieller Unterstützung leitete Evans erst mit 30 Arbeiter, bis am Ende schließlich bis zu 200 Arbeiter die Ausgrabung. So legte er in drei Jahren rund 20.000 m2 des Palasts frei. Unter Archäologen brachten die Ausgrabungen Evans aber auch viel Kritik ein. Das fing bei der eigenwilligen Benennung der Räume an, die auch noch heute Gültigkeit haben. Mit sehr konkreten Bezeichnungen, wie dem Badezimmer der Königin, der Karawanserei oder dem Thronsaal, suggeriert er eine Gewissheit, die so bis heute nicht existiert. Auch seine Rekonstruktionen, die man heute noch betrachten kann und eine Vorstellung davon geben sollen, wie der Palast ausgesehen haben könnte, sind sehr umstritten. Zu viel individuelle Interpretation von Evans und zu wenig wirkliche Fakten werden ihm hier vorgeworfen. Auch die heute vorzufindenden Fresken, die auf Emile Gilliéron und seinem Sohn Emile zurückgehen, sorgen für Kritik.
Weitere antike Bauwerke:
- Tempel der Artemis in Ephesos : Wenn heutzutage vom Artemis-Tempel in Ephesos gesprochen wird, haben die meisten Menschen keine Vorstellung mehr von dessen einstiger kultureller Bedeutung. Ephesos war einst eine wohlhabende und ruhmreiche Stadt mit überregionaler Bedeutung. Erfahre hier mehr über eines der sieben Weltwunder