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Prometheus

Griechische Mythen prägen bis heute das kollektive Bewusstsein - von Ikarus über den Minotaurus und Ariadne bis zu Sisyphos. Doch kaum ein Mythos ist so omnipräsent wie jener vom feuerbringenden Titan Prometheus, der in der griechischen Mythologie als eine Schlüsselfigur für das Schicksal der Menschheit gilt. Noch immer bedienen sich Popkultur und Kunst regelmäßig an der einflussreichen Geschichte: ob in Ridley Scotts Prometheus oder der Netflix-Serie 1899.

Wer war Prometheus?

Prometheus gilt als Nachfahre der Titanen und wird zuweilen als Feuergott beschrieben. Seine Verbindung zu den mythologischen Riesen verdankt er seinem Vater, dem Titanen Iapetos. Über die Mutter gibt es verschiedene Versionen, Hesiod identifiziert sie als Klymene, eine okeanidische Nymphe.

Bereits in der Antike wurde der Mythos des Prometheus in zahlreichen literarischen, theologischen und historischen Schriften verarbeitet. Der berühmte Dichter Hesiod tauchte in seinen Schriften Theogonie sowie im Gedicht Werke und Tage im 7. Jahrhundert v. Chr. in die Mythologie des Prometheus ein. Der feuerbringende Riese galt in den frühesten Aufzeichnungen, insbesondere in jenen von Hesiod, als listiger Widersacher der Götter.

Prometheus bringt der Menschheit das Feuer - Bild von Heinrich Füger
Prometheus bringt der Menschheit das Feuer - Bild von Heinrich Füger

In den bekanntesten Versionen wird Prometheus als Gegenspieler des Zeus beschrieben: Als Titan, der sich zugunsten der Menschheit gegen den Gott Zeus wendete – und dafür einen ultimativen Preis bezahlte. Dabei reichen die historischen Interpretationen und Darstellungen vom hinterlistigen Verräter zum gottgleichen Verbündeten der Menschen, der ihnen nicht nur das Feuer und die Kunstfertigkeit brachte, sondern sie in einigen Versionen auch aus Ton formte. Dieses Spannungsverhältnis zwischen der Wahrnehmung als Antagonisten der Götter und zugleich Retter der Menschen machte ihn zu einer faszinierenden Figur in der Kulturhistorie - von der Spätantike über die Renaissance bis zur gegenwärtigen Popkultur. Prometheus wurde zu einem Protagonisten in zahlreichen Werken von Weltrang.

Prometheus formt den Menschen aus Lehm - Bild von Constantin Hansen
Prometheus formt den Menschen aus Lehm - Bild von Constantin Hansen

Zusammenfassung der Prometheus-Sage

Über die Details der griechischen Mythologie wissen wir vor allem dank Hesiod. Hesiod beschrieb bereits früh in der griechischen Geschichte das Schicksal der Mythengestalt Prometheus. Dabei rezitiert er die berühmte List des Prometheus: So brachte dieser stellvertretend für die Menschen statt des Fleisches die verdeckten Knochen eines Rinds als Opfer dar. Als Reaktion entzog der erzürnte Zeus den Menschen den Zugang zum Feuer. Im Gegenzug, so Hesiod, nutzte Prometheus seinen Einfluss und seine Findigkeit, um den Menschen Glut aus dem Himmelreich zu bringen. Wenig überraschend ließ sich Zeus laut Mythos derlei Verhalten nicht bieten und schickte als Rache die schöne Pandora auf die Erde, um die Menschheit durch die berühmte Büchse der Pandora mit Plagen und Krankheiten zu bestrafen. Für Prometheus hatte Zeus eine ganz persönliche Strafe parat: Demnach wurde er im entlegenen Kaukasusgebirge an Ketten gefesselt, jeden Tag von einem Adler besucht, der an seiner sich erneuernden Leber fraß. Später wird Prometheus, toleriert durch Zeus, von Herakles gerettet.

Der gefesselte Prometheus, der vom Adler gepeinigt wird
Der gefesselte Prometheus, der vom Adler gepeinigt wird - Gemälde von Jacob Jordaens (1593–1678)

Einen positiveren Blick auf den mythischen Charakter warf Aischylos etwa zwei Jahrhunderte später – in seinem Werk „Der gefesselte Prometheus“. Statt sich auf den Verrat am Gott Zeus zu fokussieren, beschrieb er die Mythengestalt als tragischen Feuerbringer und Retter der Menschen, der sich durch seine Menschenliebe auszeichnete. So lässt er den Gott Hephaistos unter anderem sagen:

Den Dank gewinnt dir deine Menschenfreundlichkeit, Da, Gott du, unbekümmert um der Götter Zorn, Den Menschen Ehre gönntest mehr, als du gesollt. Drum wirst du Hüter dieses öden Felsens sein, Schlaflos, emporgefesselt, ungebeugt das Knie, Wirst viele Jammerklage, vieles Weh und Ach Vergebens schrein; denn unerbittlich zürnet Zeus; 's ist hart ein jeder, der in neuer Macht sich sieht.

Prometheus nimmt eine zentrale Rolle in den Schriften des Aischylos ein, so befassten sich heute verschollene Werke wie „Der befreite Prometheus“ und „Prometheus der Feuerträger“ mit den mythologischen Nuancen der berühmten Figur. Die unterschiedliche Darstellung des Prometheus zeigte sich nicht nur zwischen Hesiod und Aischylos, sie ist ein besonderes Merkmal der kulturhistorischen Interpretation des Prometheus. Dieses Spannungsverhältnis in der Darstellung zwischen göttlichem Verrat und Menschenliebe hat seitdem zahlreiche Künstler fasziniert.

Ob spätgriechische Dichter wie Apollonios von Rhodos oder Lukian von Samosata, ob römische Künstler und Gelehrte wie Cicero oder Ovid – bereits in der Antike tauchten dutzende Versionen und Interpretationen des mythischen Prometheus auf. Die Faszination führte bis zur kultischen Verehrung der Figur in einigen Regionen. Die Humanisten der Renaissance entdecken Prometheus für sich neu, darunter unter anderem Giovanni Boccaccio. Namhafte Philosophen wie Francis Bacon, Thomas Hobbes oder Jean-Jacques Rousseau verarbeiteten den Mythos in ihren Werken. Prometheus hat seine kulturhistorischen Spuren bis heute hinterlassen: ob in den Werken von Goethe, Herder und Kafka oder in den Betrachtungen Rubens, Nietzsche oder Freud. Dabei verzichtet auch das moderne Kino nicht auf Referenzen. 2012 brachte Ridley Scott die Alien-Fortsetzung Prometheus – Dunkle Zeichen auf die Leinwände. Und in der Netflix-Serie 1899 von Jantje Friese und Baran Bo Odar, den Schöpfern von Dark, taucht prominent ein Schiff namens Prometheus auf.

Trivia: Prometheus heute

Auch noch heute wird Prometheus in verschiedenen Werken immer wieder aufgegriffen. So auch in der von Fans des deutschsprachigen Serien-Meisterwerks Dark sehnsüchtig erwarteten Serie 1899, die im November 2022 auf Netflix debütierte. Darin taucht ein internationales Cast in die mysteriösen Begebenheiten einer Schiffsreise im Jahr 1899 ein. Die Reisenden des Schiffes Kerberos, eine Anspielung an den mehrköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie, treffen auf ihrer Tour von England nach New York auf das verschollene Schwesterschiff Prometheus. Das auf den ersten Blick verlassene Schiff löst eine Kette mysteriöser Begebenheiten aus.

Die vornehmlich in den Filmstudios von Babelsberg entstandene Serie endete leider vorläufig nach einer Staffel. Doch mit Kerberos und Prometheus, den Namen der beiden Schiffe, hat sie Zuschauern signifikante Referenzen zur Mythologie hinterlassen. Das Schiff Prometheus hat es auf diese Weise nie gegeben, doch dessen nordatlantische Reiseroute von London nach New York, war um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert für viele Auswanderer verschiedenster Nationen und Kulturen ein Tor in ein neues Leben. Fernab von Spoilern spielt das Ende der ersten Staffel mit dem mythologischen Motiv des Prometheus: Die Wiederkehr von Ereignissen, die an die tagtägliche Plage des Adlerbesuchs beim antiken Feuergott erinnern.

1899 liefert so einen weiteren Beweis für die Aktualität vieler Motive, die sich in den griechischen Mythen entfalten. Der renommierte Literaturprofessor Joseph Campbell stellte um 1949 fest, dass antike Mythen sowie griechische Heldenreisen ein fundamentales Vorbild für moderne Erzählungen sind. Seine Erkenntnisse prägten unter anderem George Lucas und dessen Werk Star Wars. Die mythische Erzählung über Prometheus hat dabei kulturhistorisch besonderen Anklang gefunden. Eine zerrissene Figur zwischen der Welt der Gottheiten und der Menschen. Laut Hesiod ein Verräter, laut Aischylos der Retter der Menschen, dem sie Feuer, Kreativität und ihre Existenz verdanken. Eine Figur, die auch in Zukunft zahlreiche Kunstwerke prägen wird.

Gewusst? Wie zwiegespalten die Figur des Prometheus wahrgenommen wird, macht unter anderem der Beiname von J. Robert Oppenheimer klar. So bezeichnet man den Vater der Atombombe auch als Amerikas Prometheus, nur, dass dieser den Amerikanern nicht das Feuer, sondern die schreckliche Zerstörungskraft der Atomenergie gebracht hat. Wer mehr zu Oppenheimer erfahren möchte, dem sei das englischsprachige Werk American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer empfohlen.

Und es bleibt nicht nur bei Andeutungen, wie dem Schiffsnamen der Prometheus in der Serie 1899. Der Figur des Prometheus wird auch eine deutlich größere Rolle zugeschrieben. So beispielsweise im Computerspiel Immortals Fenyx Rising. Dort dient eine Diskussion zwischen dem Göttervater Zeus und eben jenem Prometheus als Rahmenhandlung für das ganze Spiel. Angelehnt an den Mythos ist auch hier Prometheus während dem Gespräch schon an dem Fels angekettet:

Der gefesselte Prometheus als einer der Erzähler im Computerspiel Immortals Fenyx Rising
Der gefesselte Prometheus als einer der Erzähler im Computerspiel Immortals Fenyx Rising. Hier findest du weitere griechische Mythologie-Spiele

Quellen



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