Rethymno
Rethymno (oder auch veraltet Rethymnon) ist mit 55 500 Einwohnern die drittgrößte Stadt auf der griechischen Insel Kreta (nach Iraklion und Chania). Die Altstadt erstreckt sich auf einer felsigen Halbinsel, an die sich in östlicher Richtung eine Bucht anschließt, welche den Hafen beherbergt. Sie bildet die mittlere der drei größten kretischen Städte. Was es alles auf Rethymno zu entdecken gibt und ob sich ein Besuch lohnt, das erfährt man hier.
Lage
Von der Küste des kretischen Meeres erstreckt sich das bebaute Stadtgebiet nur etwa 1,5 Kilometer ins Landesinnere. In Ost-West-Richtung sind es 5,5 Kilometer. Mehrere Passstraßen führen von Rethymno nach Süden, da die Gebirge sich hier nicht unmittelbar an die Küste schmiegen. Es herrscht ein typisches Mittelmeerklima mit warmen, heißen Sommern und milden, regenreichen Wintern.
Anreise
Rethymno besitzt keinen eigenen internationalen Flughafen. Die Anreise erfolgt zumeist über die Flughäfen von Chania und Iraklio. Auch der Fährverkehr wird über Souda bei Chania abgewickelt. Geplant ist jedoch eine neue Schnellboot-Verbindung nach Piräus. Buslinien verkehren meist im Stundentakt zwischen den wichtigsten kretischen Städten. Eine Eisenbahn gibt es auf Kreta nicht.
Geschichte
Bereits in der Jungsteinzeit war das Gebiet um Rethymno besiedelt. Davon zeugen mehrere archäologische Funde. Eine erste urbane Siedlung ist seit der spätminoischen Zeit von 1350 bis 1250 v. Chr. nachweisbar. Der Name der Stadt besteht seit der Antike. Im antiken Griechenland war Rethymno eine kleine, doch blühende Stadt.
Ähnliches gilt für die nachfolgende römische und byzantinische Epoche. 824 bis 828 zerstörten die Araber die Stadt. Das geschwächte byzantinische Reich konnte die Stadt danach nicht mehr einnehmen, bis dem späteren Kaiser Nikephoros II dieser Schritt gelang. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen endete auch in Rethymno die zweite byzantinische Epoche.
Während der Wirren der Kreuzzüge eroberten die Venezianer nach und nach Kreta und damit auch Rethymno. Als Retimo wurde es eine der Provinzhauptstädte auf Kreta. Durch den Hafen kam der Stadt eine gewisse wirtschaftliche und strategische Bedeutung zu. Die Venezianer führten das Feudalsystem ein und versuchten die Macht der orthodoxen Kirche zu beschränken, was jedoch zu wiederholten Aufständen führte. Von 1363 bis 1366 erhoben sich aber die venezianischen Siedler selbst, da die Steuern als zu hoch empfunden wurden.
Die türkische Eroberung läutete ein dunkles Kapitel in der Geschichte von Rethymno ein. Bildung und Wirtschaftsaktivitäten gingen merklich zurück und beschränkten sich hauptsächlich auf die landwirtschaftliche Produktion im Umland. Viele Menschen wurden dazu gezwungen, zum Islam zu konvertieren, was schließlich zu einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit führte. Der Aufstand von Sfakia im Jahr 1770 führte letztendlich zur Revolte von 1821 und zum Aufstand 1866 im nahen Kloster Arkadi.
1913 wurde Kreta endlich wieder ein Teil von Griechenland. Ab 1864 bekamen die Gemeinden auf Kreta eine lokale Selbstverwaltung und die Einwohner durften den Bürgermeister wählen, der jedoch nach wie vor Muslim sein musste.
Während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Luftlandeschlacht um Kreta, landeten 1941 deutsche Fallschirmjäger in Rethymno als einer von drei Angriffsfronten. Der massive Widerstand der Einheimischen führte zur Zerstörung und Vernichtung ganzer Dörfer. In der Nachkriegszeit erfolgte die Eingemeindung der umliegenden Dörfer. Dies stärkte die Position des während der Militärdiktatur regierenden Bürgermeisters Dimitrios Archondakis.
Altstadt
Die Altstadt von Rethymno beginnt am venezianischen Hafen. Geschäftige Straßen wechseln sich ab mit labyrinthartigen Gassen, durchsetzt von Straßenmärkten und gemütlichen Tavernen. In der Altstadt finden sich noch viele Monumente aus der byzantinischen, venezianischen und osmanischen Vergangenheit der Stadt. Ins Blickfeld geraten sogar mehrere Moscheen. Immer wieder prangt der Markuslöwe als Wappen der stolzen Seerepublik Venedig auf Gebäuden.
Dominiert wird die Altstadt von der Fortezza, der alten venezianischen Festung. Über den Hafen von Rethymno herrscht der Leuchtturm, eines der Wahrzeichen der Stadt. Er ist der zweitgrößte Leichtturm auf Kreta, aber dennoch nur bescheidene neun Meter hoch. Zahlreiche Fischrestaurants rund um den Hafen werben mitunter etwas aufdringlich Gäste an. Am Hafen beginnt auch die Flaniermeile von Rethymno, die Straße Eleftheriou Venizelou mit vielen Bars und Restaurants.
Sehenswürdigkeiten von Rethymno
Venezianische und osmanische Bauten bilden die Hauptsehenswürdigkeiten. Aus antiker Zeit stammt allein der Friedhof, bestehend aus 200 in den Fels geschlagenen Gräbern. Zumeist handelte es sich dabei um Familiengräber.
Mehrere Museen verteilen sich über das Stadtgebiet. In einem ehemaligen Festungsbau und Gefängnis ist das archäologische Museum untergebracht. Die ausgestellten Funde reichen vom Neolithikum bis zur klassischen Zeit.
In einem alten venezianischen Gebäude befindet sich das Geschichts- und Volkskundemuseum. Es zeigt allerlei Artefakte und Trachten aus mehreren Jahrhunderten Stadtgeschichte.
Nahe der Kathedrale von Rethymno trifft man auf das Kirchenmuseum, das viele kirchliche Gegenstände ausstellt.
Mit dem Leben im Meer befasst sich das Meeresmuseum in einer Abtei mitten in der Altstadt. Zu sehen sind mehrere Sammlungen an Fischen und Weichtieren sowie Fossilien.
Die Bauwerke teilen sich auf in Profan- und Sakralbauten. Bei Letzteren waren Umwidmungen von einer Kirche zur Moschee keine Seltenheit. Venezianische Kirchen wurden unter osmanischer Herrschaft so häufig in Moscheen verwandelt. Danach bildeten sie wiederum orthodoxe Kirchen. Zu den größten Sakralbauten zählen die Kirche Tessaron Martyron sowie die Neratzes-Moschee. Die Kirche Tessaron Martyron erinnert als Mahnmal an den Widerstand gegen die osmanische Besatzung. Bemerkenswert sind ferner die Sultan-Ibrahim-Moschee innerhalb der Fortezza und die Veli-Pascha-Moschee außerhalb der venezianischen Stadtmauern.
Größter Profanbau ist die Fortezza oberhalb der Altstadt von Rethymno. Sie wurde zwischen 1571 und 1578 erbaut. Von hier aus verwalteten die Herrscher aus Venedig einst die Stadt. Auch die römischen Bischöfe und die Militärs hatten hier ihren Sitz.
Als Treffpunkt der Oberschicht diente die Loggia im Herzen der Altstadt. Heute wird sie als Verkaufsraum und für Ausstellungen genutzt. Durch Glasfronten wurde das ursprünglich offene Bauwerk geschlossen.
Eines der wenigen erhaltenen Stadttore der einstigen Stadtbefestigung ist die Porta Guora oder Megali Porta. Sie entstand zwischen 1540 und 1570 in Pilastergliederung mit einem 2,6 Meter breiten Torbogen. Die gesamte Toranlage wies anfangs eine Tiefe von sage und schreibe 27 Metern auf.
Als bekanntester Brunnen ziert der Rimondi-Brunnen den Petychakis-Platz. Er diente wie andere Brunnen der Wasserversorgung der Einwohner. Die drei Öffnungen besitzen die Form von Löwenköpfen. Unterteilt werden diese durch korinthische Säulen. Die Osmanen fügten später eine Kuppel hinzu, die jedoch nicht erhalten blieb.
Unter den Parks der Stadt stechen der Stadtgarten südwestlich des Tessaron-Martyron-Platzes und der Naturpark hervor. Ersterer erstreckt sich über eine Fläche von 25 000 Quadratmetern, durchsetzt von mehreren Steinbüsten, Restaurant und Spielplatz. An seiner Stelle lag früher ein türkischer Friedhof. Letzterer liegt nordöstlich des Stadtzentrums und ist der kretischen Flora und Fauna gewidmet. Regelmäßig gibt es geführte Wandertouren durch den Naturpark. Ausflüge führen ins bergige Hinterland Rethymnos und zum Kloster Moni Arkadi sowie zum minoischen Friedhof in Armeni.
Strände
Am Geropotamos Beach herrscht eher starker Wellengang, daher ist er für Familien mit Kindern weniger geeignet. Zudem handelt es sich mehr um einen Kieselstrand als einen klassischen Sandstrand. Leidenschaftliche Schwimmer und Taucher finden hier aber ideale Bedingungen vor, genauso Schnorchler.
Der Rethymno Beach überrascht als wunderschöner und weiter Sandstrand. Die Promenade führt vom Strand bis zum Hafen. Für ruhige Stunden und ausgedehnte Strandspaziergänge bietet dieser Strand ausgezeichnete Bedingungen. In diversen Bars und Cafés kann man sich zwischendurch einen kühlen Drink oder ein leckeres Eis genehmigen.
Am Damnoni Beach ist das Wasser kristallklar und der Strand wunderbar flach. Über den vielen kleinen Buchten erscheint der Sonnenuntergang besonders stimmungsvoll zu sein. Für das leibliche Wohl sorgen mehrere Restaurants.
Der Spillies Beach gilt nach wie vor als Geheimtipp. Er lädt zu einer ruhigen und romantischen Auszeit ein. Besonders Fotografen schätzen die besonderen Lichtverhältnisse. Wer schwimmen mag, kann sich auf den Weg zu einer Höhle machen, die sich sogar durchqueren lässt. Auch für ein Wellenbad ist man hier goldrichtig.