Samaria-Schlucht Wanderung: Länge, Tour & Tipps
Die Samaria-Schlucht auf Kreta zählt zu den längsten europäischen Schluchten. Die beliebte Trekking-Strecke verläuft von den Höhenlagen der Inselmitte bis zur Küste des Libyschen Meeres. Im Hochsommer ist die Wanderroute stark frequentiert. Die Schlucht ist Teil des Europa-Wanderweges E4 und erstreckt sich über eine Länge von 18 Kilometern.
Lage
Die Samaria-Schlucht nimmt ihren Anfang auf der Omalos-Hochebene, im Westen der Weißen Berge. Der Eingang liegt auf 1.250 Höhenmetern. Wanderer begeben sich im Rahmen einer vier bis siebenstündigen Wanderung hinunter zum am Ausgang der Schlucht gelegenen Hafen- und Badeort Agia Roumeli.
Politisch ist das Gebiet der Gemeinde Sfakia unterzuordnen und liegt im Regionalbezirk Chania. Die Entstehung der Samaria-Schlucht lässt sich etwa zwei Millionen Jahre zurückdatieren und beruht auf tektonischen Erdbewegungen. Die Schlucht wurde durch abfließenden Regen und dem aus 22 Quellen stammenden Wasser in die Landschaft gegraben.
Die offizielle Länge der Samaria-Schlucht beträgt 18 Kilometer. Die Entfernung beschreibt den Abstand zwischen der Siedlung Omalos auf dem Plateau und der Gemeinde Agia Roumeli an der Küste des Libyschen Meeres. Tatsächlich besitzt die Schlucht eine Länge von 16 Kilometern. Die komplette Wanderstrecke umfasst 13 Kilometer. Von Agia Roumeli bis zum Ausgang des Parks kommen weitere drei Kilometer hinzu.
Anreise
Wer zum Ausgangspunkt der Wanderstrecke mit dem Mietwagen fährt, sollte den Parkplatz von Omalos ansteuern. Der offizielle Parkplatz ist kostenpflichtig. Es sind etwa fünf Euro zu zahlen. An weniger stark besuchten Tagen lässt sich meist ein kostenloser Parkplatz am Straßenrand finden. Generell sollte man aber früh am Parkplatz sein, da wie so häufig oft der Andrang größer als das Angebot ist.
Die Anreise per Bus beginnt in Chania. Am Busbahnhof fahren in den frühen Morgenstunden mehrere Busse in Richtung Samaria-Schlucht. Wer sich einen ruhigen Einstieg in die Wanderung wünscht, kann den ersten Bus um 6.15 Uhr besteigen. Der letzte Bus fährt um 8.45 Uhr. Bedacht werden sollte, dass Wanderer den Schluchteingang dann erst gegen 10 Uhr erreichen. Tickets kosten etwa 15 Euro.
Alternativ kann auch der Nachmittagsbus nach Omalos genommen werden. Nach einer Zwischenübernachtung vor Ort kann die Wanderung am nächsten Morgen beizeiten und stressfrei begonnen werden.
Da es sich um keinen Rundwanderweg handelt, muss auch die Rückreise bedacht und organisiert werden. Vom Zielort Agia Roumeli bestehen Fährverbindungen nach Paleochora, Chora Sfakion oder Sougia. Nach einer Tageswanderung gut zu erreichen ist die Fähre um 17.30 Uhr nach Sougia. Die Fahrzeit beträgt etwa 40 Minuten. Kleinbusse bringen die Wanderer innerhalb von etwa 45 Minuten nach Omalos zurück.
Lokale Reiseveranstalter haben organisierte Touren im Programm. Die Busse starten von den jeweiligen Hotels, fahren Touristen nach Omalos und erwarten die Wanderer an den Fähren, um sie in die Hotels zurückzubringen. Diese organisierten Touren starten auch vom Süden der Insel aus. So kommen auch Besucher der Orte Matala oder Agia Galini in den Genuss eines Hin- und Rücktransportes (Touristen aus Rethymno werden dabei auf dem Weg selbstverständlich auch mit aufgesammelt). In diesem Fall ist der Tag aber lange. Von Agia Galini startet man beispielsweise schon kurz nach 6 Uhr morgens und kommt erst gegen 22 Uhr abends wieder zurück in den Ort.
Samaria-Schlucht Eingang
Der Ausgangspunkt der Wanderung befindet sich in Xyloskalo auf dem 1.250 Meter hohen Omalos-Plateau. Dort finden sich mehrere Tavernen und Hotels. In einem Museum können sich Besucher auf die Samaria-Schlucht einstimmen und sich mit nützlichen Informationen versorgen. Xyloskalo steht für "hölzerne Treppe" und erinnert an eine Zeit, in der die Bewohner aus Holzstämmen eine Art Treppe schufen, um den Zugang zur Schlucht zu ermöglichen.
Heute begeben sich Wanderer zunächst auf einen Steinweg, der in den ersten beiden Kilometern steil abfällt. Damit Unfälle vermieden werden, wurde ein Holzgeländer angebracht. Dennoch gilt auf den ersten Kilometern der Route äußerste Vorsicht, denn die glatten und rutschigen Steine sind die größte Unfallgefahr entlang der Strecke.
Samaria-Schlucht komplette Wanderung
Wer die komplette Strecke erwandern möchte, sollte für die Tour einen Tag einplanen. Abhängig von Kondition, Wetterlage und eingelegter Pausen ist mit fünf bis sieben Stunden reiner Wanderzeit zu rechnen.
Die Schlucht ist in der Regel zwischen Mai und Oktober zugänglich und kann zwischen 6 und 15 Uhr betreten werden. Das Verlassen der Schlucht wird dokumentiert, damit ausgeschlossen werden kann, dass jemand entlang der Strecke zurückgeblieben ist oder zu Schaden kam. Dies ist auch der Grund, warum man die Eintrittskarte auf jeden Fall behalten, da sie am Ende der Wanderung noch einmal vorgezeigt werden muss.
Die komplette Wanderung kann in vier einzelne Abschnitte eingeteilt werden:
- Teil 1: 3,8 Kilometer lang, davon 580 Meter Abstieg
- Teil 2: 3,7 Kilometer lang, davon 310 Meter Abstieg
- Teil 3: 3,6 Kilometer lang, davon 170 Meter Abstieg
- Teil 4: 4,8 Kilometer lang, davon 170 Meter Abstieg
Die Wegstrecke nimmt an der hölzernen Treppe ihren Anfang und führt zunächst serpentinenartig ins Tal. Da es sich um einen Waldweg handelt, wird die Sonne zu Beginn des Weges nicht zum Problem und es bleibt angenehm kühl. Die Strecke führt zum Rastplatz Agios Nikolaos. Im Schatten tausendjähriger Bäume kann eine Pause eingelegt werden. In der Antike befand sich an dieser Stelle ein dem Gott Apollo geweihter Tempel. Trinkwasserquellen spenden Erfrischung und auch eine kleine Kirche kann besichtigt werden.
Die Wanderung führt weiter entlang des Flusses. Das nächste Etappenziel ist die Ortschaft Samaria, welcher die Schlucht ihren Namen verdankt. Der Ort ist seit Jahrzehnten unbewohnt und gleicht einer Ruinenlandschaft. Mit etwas Glück lassen sich die scheuen Kri-Kri Bergziegen antreffen. Der Weg führt nun immer tiefer in die Schlucht und hinein in eine beeindruckende landschaftliche Kulisse. Der Weg wird schmäler, die Felswände türmen sich immer höher auf. Beeindruckende Fotomotive warten auf die Wanderer.
Die "Eiserne Pforte" gilt als Höhepunkt der Wegstrecke. An der engsten Stelle der Schlucht liegen die Felswände gerade einmal drei Meter auseinander. Anschließend führt der Weg weiter hinab zur Küste und dem Ziel der Tour.
Verkürzte Tour
Wer sich die ausgedehnte Wegstrecke nicht zutraut oder es zeitlich nicht schafft, den gesamten Kurs auf sich zu nehmen, kann eine verkürzte Tour in Angriff nehmen. Der Ausgangspunkt liegt in diesem Fall allerdings in Agia Roumeli, dem eigentlichen Etappenziel.
Der recht breite und sehr sonnenreiche Weg führt zur "Eisernen Pforte", die nach drei Kilometern erreicht werden kann. Zuzüglich des Rückweges beträgt die verkürzte Tour folglich sechs Kilometer.
Samaria-Schlucht Ausgang und Agia Roumeli
Leicht abfallende Pfade in Meeresnähe kündigen das Ende der Wanderung an. Der hübsche Küstenort Agia Roumeli kann nur zu Fuß erreicht werden. Straßenverbindungen gibt es nicht. Die Tavernen laden zum Besuch ein. Das Bad im Meer ist eine willkommene Erfrischung und der Badeanzug sollte sich im Wandergepäck befinden.
Die Rückkehr ist nur per Fähre möglich. Daher sollten die Abfahrtzeiten der Fähren mit der geplanten Wanderzeit und den Busverbindungen abgestimmt werden.
Ist die Samaria-Schlucht gefährlich?
Wie bereits erwähnt, ist die Strecke besonders auf den ersten Kilometern recht anspruchsvoll. Der steile Abstieg sollte nicht unterschätzt werden. Die Knie werden stark beansprucht und es besteht die Gefahr auf den glatten, runden Steinen auszurutschen.
Die Wanderung erfolgt auf eigene Gefahr. In der Schlucht gibt es keinen Handyempfang. Es liegt also im eigenen Ermessen, ob man sich die Strecke zutraut. Wer sich in schlechter körperlicher Verfassung befindet, sollte auf die Wanderung verzichten oder alternativ die verkürzte Tour in Angriff nehmen.
Schaut man sich die Google-Suchvorschläge an, taucht auch der Suchbegriff „Samaria Schlucht tote“ auf. Mir ist ehrlich gesagt kein Todesfall bekannt, kann mir aber gut vorstellen, dass es in der Samaria-Schlucht schon Tote gab. Es gibt einige Passagen, wo extra darauf hingewiesen wird, keine Rast einzulegen und zügig weiterzugehen, da hier Steinschlag droht. Generell sind die Verantwortlichen aber gut auf die Touristenmassen vorbereitet. Für Unfälle stehen Maultiere bereit, die die verunglückten aus der Schlucht tragen können. Wie aber ebenfalls darauf hingewiesen wird, stehen diese Tiere wirklich nur im Notfall zur Verfügung. Wer zu langsam ist oder nicht mehr weiterkann und es droht die Fähre zu verpassen, der hat keinen Anspruch auf den Dienst der Tiere.
Folgende Ausrüstung ist für die Durchwanderung der Samaria-Schlucht zu empfehlen:
- festes und stabiles Schuhwerk, am besten hohe Wanderschuhe
- Trinkflasche mit mindestens zwei Litern Fassungsvermögen
- Proviant für mehrere Stunden
- Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor
- Sonnenbrille
- Kopfbedeckung als Sonnenschutz
- Blasenpflaster
- Wund-Desinfektion
- optional Badesachen
Für eine Wanderung mit Kindern ist die Samaria-Schlucht generell ungeeignet. Für Kleinkinder oder Babys ist die Gefahr zu groß und auch die Sonneneinstrahlung kann zum Problem werden. Alternativ kann ein Spaziergang durch die Imbros-Schlucht empfohlen werden. Die Strecke ist kürzer und der Weg gut begehbar.
Samaria-Schlucht bei Regen
In den Wintermonaten ist die Samaria-Schlucht generell geschlossen. Dann ist das Terrain vom Fluss Tarraios überflutet und kann nicht passiert werden.
Bei leichtem Regen steht einer Wanderung nichts im Wege. Die ersten Kilometer führen unter Bäumen entlang, welche die meiste Feuchtigkeit abfangen. Bei stärkerem Regen erhöht sich die Gefahr von Steinschlag und es kann vorkommen, dass der Wanderweg geschlossen wird.
Im Frühling kann es passieren, dass der Wasserstand des Flusses noch zu hoch erscheint und kein Passieren möglich ist. Zur Sicherheit sollten Touristen beim Reiseanbieter, direkt im Hotel oder bei der Parkverwaltung nachfragen, ob eine Wanderung durch die Samaria-Schlucht möglich ist oder der Park aufgrund unvorhergesehener Ereignisse witterungsmäßig geschlossen werden musste.
Häufig gestellte Fragen & Antworten zur Samaria-Schlucht
Welche Schuhe für die Samaria-Schlucht?
Auch wenn man bei dem ein oder anderen Besucher der Samaria-Schlucht Sandalen an den Füßen sieht, ist davon definitiv abzuraten. Festes Schuhwerk mit einem guten Profil sind ein Muss um Unfälle zu vermeiden.
Gibt es Toiletten in der Samaria-Schlucht?
Tatsächlich gibt es einige Toiletten in der Samaria-Schlucht. Insbesondere an den Rastplätzen gibt es immer eine Gelegenheit seine Notdurft zu erledigen. Allerdings muss man auch insbesondere bei den ersten Toiletten am Weg mit längeren Schlangen rechnen. Abgesehen von diesen Toiletten ist ein Wildurinieren nicht erwünscht und auch unbeobachtet so gut wie unmöglich, da das Geländer relativ offen ist und viele Menschen unterwegs sind.
Welche Alternativen zur Samaria-Schlucht gibt es?
Auch wenn die Samaria-Schlucht als das Touristenhighlight auf Kreta gehört, gibt es noch viele weitere Schluchten deren Begehung sich lohnen. Wer also keine Lust auf Touristenmassen hat, der findet nachfolgend die besten Alternativen zur Samaria-Schlucht.
Imbros-Schlucht: Die Imbros-Schlucht ist nach der Samaria-Schlucht gleich die Nummer 2 der Schluchtenwanderungen auf Kreta. Vom Dorf Imbros führt sie 8 km nach Komitades. Auch wenn ihre Länge und damit die verbundene Wanderzeit von zwei bis drei Stunden als übersichtlich eingeschätzt werden könnte, liegt die Schwierigkeit bei Mittel. Dennoch ist sie eine beliebte Alternative zur Samaria-Schlucht, da sie lange noch nicht so von Touristen überlaufen ist. Im Gegensatz zur Samaria-Schlucht kann die Imbros-Schlucht auch das ganze Jahr über begangen werden.
Zakros-Schlucht: Die Zakros-Schlucht befindet sich auf der Ostseite von Kreta und die Durchquerung zählt damit zu den schönsten Wanderungen auf diesem Teil der Insel. Bekannt ist die Zakros-Schlucht auch unter dem Namen Schlucht der Toten oder Tal der Toten. Aber keine Angst: Den Namen hat sie nicht dadurch erhalten, dass hier übermäßig viele Touristen zu Tode kommen. Stattdessen haben hier die Minoer ihre Verstorbenen in den Höhlen der Felswände zu Grabe getragen. Eine Rundtour durch die Zakros-Schlucht hat eine Länge von etwa 12 km und kann in drei bis fünf Stunden gemeistert werden. Der Schwierigkeitsgrad liegt bei leicht bis moderat.
Agia-Irini-Schlucht: Wie der Name schon andeutet, beginnt die Agia-Irini-Schlucht beim Dorf Agia Irini, nördlich von Sougia. Mit rund 7,5 km ist die Wanderung vergleichsweise kurz, dennoch wunderschön. Am Ende kann man ein Taxi rufen oder 4,5 km weiter nach Sougia wandern und von dort zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Rouvas-Schlucht: Die Rouvas-Schlucht zählt mit ihrem Schwierigkeitsgrad als schwere Alternative zur Samaria-Schlucht und ist damit nicht jedem Wanderer zu empfehlen. Sie ist, wie auch die Samaria-Schlucht, ein Teil des Fernwanderwegs E4. Die Länge beträgt 10 km und man überwindet dabei etwa 700 Höhenmeter.
Wer die Schluchten auf Kreta auf eigene Faust erkunden möchte, dem kann ich auch den Reiseführer Kreta: Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 65 Touren. ans Herz legen. Hier sind neben vielen anderen Wanderungen auch ein paar Routen durch die hier vorgestellten Samaria-Schlucht Alternativen dabei.