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Sieben gegen Theben

Gleich vorweg, bei der Schlacht der Sieben gegen Theben handelt es sich im engeren Sinne erst einmal nicht um eine wahre historische Schlacht, sondern um den letzten und einzig erhaltene Teil der „Thebanischen Trilogie“ des griechischen Dramatikers Aischylos. Er trat damit bei den Dionysien, den Festspiele zu Ehren des Gottes Dionysos, an und gewann. Die Tragödie schildert die Belagerung von Theben und den Konflikt zwischen den beiden Söhnen des Ödipus. Es ist ein essentielles Stück der griechischen Literatur und beeinflusst bis heute die Konzeption von Dramen und die Darstellung menschlicher Leidenschaften und Konflikte. Darüber hinaus wirft es grundlegende Fragen nach Macht, Gerechtigkeit und menschlicher Verantwortung auf und lädt das Publikum dazu ein, über die dunklen Aspekte menschlicher Existenz zu reflektieren.

Vorgeschichte

Die Vorgeschichte dieses Dramas ist tief in den Geweben der thebanischen Mythologie verankert und beruht auf einer verhängnisvollen Mischung aus tragischen Zufällen und schicksalhaften Wendungen. Die Geschichte beginnt mit dem König Laios von Theben und seiner Frau Jokaste (auch Iokaste), die keinen Nachkommen haben können. Ein Orakel prophezeit, dass ein Sohn, sollten sie einen haben, den Vater töten und die Mutter heiraten würde. In der Hoffnung, das Schicksal abzuwenden, setzt Laios seinen neugeborenen Sohn Ödipus aus.

Jedoch wird Ödipus gerettet und von einer kinderlosen Königsfamilie in Korinth aufgezogen. Als Erwachsener erfährt er von dem Orakel, glaubt aber, seine Zieheltern seien seine leiblichen Eltern. Um das Orakel zu umgehen, verlässt er Korinth und trifft unterwegs auf seinen leiblichen Vater Laios. Ohne sich zu erkennen, geraten sie in Streit und Ödipus tötet Laios.

Schließlich erreicht Ödipus Theben und löst das Rätsel der Sphinx, die die Stadt terrorisiert. Als Belohnung erhält er die Königswürde und die Hand von Jokaste, ohne zu wissen, dass sie seine leibliche Mutter ist. Erst Jahre später, nachdem sie vier Kinder hatten, wird die schreckliche Wahrheit enthüllt: Ödipus hat das Orakel erfüllt. In Verzweiflung sticht er sich die Augen aus und Jokaste begeht Selbstmord.

In seinem selbstauferlegten Exil hinterlässt Ödipus das Königreich seinen beiden Söhnen, Eteokles und Polyneikes (übersetzt "mannigfaliger Streit" oder "viel Streit"), mit der Anweisung, die Herrschaft gerecht zu teilen und abwechselnd zu regieren. Die Brüder jedoch, insbesondere Eteokles, missachten den Willen ihres Vaters, was die Handlung der "Sieben gegen Theben" in Gang setzt. Eteokles weigert sich, die Macht abzugeben, und Polyneikes stellt aus Verbitterung und Zorn eine Armee auf, um seinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron zurückzuerobern.

Der griechische Dramatiker Aischylos ist der Verfasser der Sieben gegen Theben
Der griechische Dramatiker Aischylos ist der Verfasser der Sieben gegen Theben

Protagonisten

Die Protagonisten der Tragödie, Eteokles und Polyneikes, sind charakterlich komplex gestaltet und verkörpern verschiedene Aspekte menschlicher Ambition, Gier und Gerechtigkeit. Sie sind Brüder und Söhne des tragisch gefallenen Ödipus, doch ihre Individualität und unterschiedliche Weltanschauung bringen sie auf einen Kollisionskurs, der schließlich die Grundlage für das Drama bildet.

Eteokles, der ältere der beiden, ist der amtierende König von Theben und ein komplexer Charakter. Von außen scheint er entschlossen und stark, bereit, sein Königreich gegen jeden Eindringling zu verteidigen. Doch innerhalb seiner Fassade verbirgt sich eine tief verwurzelte Gier nach Macht und Kontrolle. Obwohl er weiß, dass ihm die Herrschaft nur temporär zusteht, klammert er sich an sie und weigert sich, die Macht mit seinem Bruder zu teilen.

Auf der anderen Seite steht Polyneikes, der jüngere der beiden Brüder und der verbannte Prinz. Obwohl er ursprünglich das Opfer der ungerechten Machtergreifung seines Bruders ist, ist er selbst kein unschuldiger Charakter. Getrieben von Wut, Ehrgeiz und einem tiefen Gefühl von Ungerechtigkeit, schart er eine Armee um sich, bereit, seine Heimatstadt zu belagern und in einem verheerenden Krieg sein Geburtsrecht zurückzufordern.

Umgeben sind die beiden Brüder von einer Reihe von Nebenfiguren, die ihre Charaktere und ihre Konflikte auf verschiedene Weise reflektieren. Insbesondere die "Sieben gegen Theben", eine Gruppe von Helden, die Polyneikes in seinem Kampf unterstützen, und der Chor der thebanischen Frauen, der als moralischer Kompass dient und die Ereignisse kommentiert, spielen entscheidende Rollen. Durch ihre Augen wird die tragische Natur des Bruderkonflikts und die Zerstörung, die er verursacht, besonders deutlich hervorgehoben.

Theben hatte sieben Tore und an jedem dieser Tore kam es zu einem aufeinandertreffen der großen Helden. In der nachfolgenden Tabelle sieht man die Anordnung der Angreifer und Verteidiger nach Aischylos. Sie dient als Übersicht, welche Helden sich an welchen Toren gegenüberstanden. Am letzten Tor, Hypsistai, trafen schließlich die beiden Brüder Polyneikes und Eteokles aufeinander.

Tor Angreifer Verteidiger
Proitides Tydeus Melanippos
Hera Griechen Wütend wegen dem “Urteil des Paris”
Elektrai Kapaneus Polyphontes
Neïstai Eteoklos Megareus
Onkaiai Hippomedon Hyperbios
Borrhaiai Parthenopaios Aktor
Homoloides Amphiaraos Lasthenes
Hypsistai Polyneikes Eteokles

Inhalt Zusammenfassung

Das Drama "Sieben gegen Theben" entfaltet seine komplexe Erzählung in mehreren Akten, in denen die Tragik des menschlichen Schicksals, politische Machtkämpfe und tiefe moralische Konflikte miteinander verflochten sind.

Das Drama eröffnet sich mit der düsteren Atmosphäre in Theben, während Eteokles, der aktuelle Herrscher, sich darauf vorbereitet, die Stadt gegen die drohende Invasion seines Bruders Polyneikes zu verteidigen. Eine Reihe von Boten und der Chor der thebanischen Frauen informieren Eteokles und das Publikum über die herannahenden Streitkräfte. Eteokles, trotz der drohenden Gefahr scheinbar ruhig und gefasst, entwickelt eine Strategie zur Verteidigung der Stadt und weist jedem der sieben Tore der Stadt einen Verteidiger zu.

Inzwischen hat Polyneikes eine mächtige Armee versammelt, die die "Sieben gegen Theben" beinhaltet. Diese sieben Helden, jeder von ihnen ein mächtiger Krieger in seiner eigenen Recht, vertreten Polyneikes in seinem Streben, den Thron zurückzugewinnen. Sie stehen bereit, an den sieben Toren Thebens zu kämpfen, eine Entsprechung zu den sieben Verteidigern, die von Eteokles ausgewählt wurden.

Während des gesamten Dramas dient der Chor der thebanischen Frauen als ständige Präsenz auf der Bühne, die Kommentare abgibt, Ängste und Hoffnungen artikuliert und das Geschehen durch Lieder und Rituale begleitet. Sie repräsentieren die Stimme des gewöhnlichen Volkes und seine Reaktion auf die Geschehnisse, die die Stadt in den Abgrund ziehen.

Der dramatische Höhepunkt des Stückes wird erreicht, als die beiden Brüder auf dem Schlachtfeld aufeinandertreffen. Trotz der Bitten des Chors und der Hoffnung auf eine friedliche Lösung, lassen sie sich von ihrem Hass und ihrer Rache leiten und stürzen sich in einen erbitterten Zweikampf. Ihre Begegnung endet tragisch, als beide Brüder einander töten, ein symbolischer Akt der Selbstzerstörung und der endgültige Fall des Hauses von Ödipus.

Im erbitterlichen Zweikampf töten sich die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes am Ende selbst.
Im erbitterlichen Zweikampf töten sich die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes am Ende selbst. Bild von Frans Francken der Jüngere

In den letzten Szenen der Tragödie tritt der charakteristische Aspekt der griechischen Tragödie, das Leid, in den Vordergrund. Die Stadt trauert um ihre gefallenen Krieger und die tragischen Helden, deren Ambitionen und Konflikte ihre eigene Zerstörung verursacht haben. Die Bühne ist gefüllt mit Trauernden, die die Toten beklagen und die furchtbaren Konsequenzen des Krieges beklagen. Das Drama endet mit der Übergabe der Macht an Kreon, den neuen Herrscher, und dem bitteren Nachgeschmack der Zerstörung und des Leids, die der Bruderkrieg hinterlassen hat.

Folgen

Die Konsequenzen der Tragödie sind vielschichtig und tiefgreifend. Auf einer persönlichen Ebene führt der Bruderkrieg zum Tod der beiden Hauptfiguren, was das Ende des Hauses von Ödipus markiert. Auf einer politischen Ebene führt der Krieg zu einer Verschiebung der Machtstruktur in Theben, da Kreon die Herrschaft übernimmt.

Kreon war es auch, der verbat den Polyneikes zu bestatten und ihn so letztendlich den Tieren zum Fraß vorwarf. Eine absolute Demütigung in der antiken Welt und eigentlich auch undenkbar. Kein Wunder, dass ausgerechnet Antigone, Tochter des Ödipus und Polyneikes’ Schwester, dies nicht befolgen kann und will.

Herold:
Verkünden muß ich, was des Volkes hoher Rat
Der Stadt des Kadmos hat geboten und gebeut.
Eteokles, weil er treuen Sinn dem Land bewährt,
Soll seiner Heimat liebes Grab zur Ruh empfahn;
Denn ihren Feinden wehrend fand er seinen Tod,
Den heimischen Tempeln treu sich weihend fiel er da,
Wo jedem Jüngling schönster Tod zu finden ist.
Doch seines Bruders Polyneikes Leiche soll
Grablos zum Raub den Hunden dahingeworfen sein,
Von dem verwüstet läge dies Kadmeerland,
Wenn seiner Lanze nicht ein Gott entgegenstand;
Auch noch im Tode soll er so verworfen sein
Den Göttern seiner Väter, die er so mißehrt,
Daß er mit fremdem Volk die Stadt zu nehmen kam.
So denn von raubeinsamen, scheuen Vögeln wird,
Ehrlos begraben, würdger Ehren er sich freun,
Doch keine Hand ihn finden, die ihm ein Grab erhöht,
Und keines Grablieds heilge Klagen ihm sich weihn,
Vergessen aller Pflicht er, allen Freunden sein.
Also geboten hat des Volkes hoher Rat.


Antigone:
Ich aber sage dies des Volkes hohem Rat:
Und wenn ihn denn kein andrer mitbegraben will,
Will ich ihn doch begraben, will die Gefahr verschmähn,
Zu begraben meinen Bruder; nimmer scheu ich mich,
So ungehorsam mich zu weigern des Gebots.
Ein großes Wort, geboren sein von einem Schoß
Der armen Mutter, eines schuldigen Vaters Blut!
Drum, meine Seele, gern dem Ungernfrevelnden
Weih lebend dich dem Toten treu und schwesterlich!
Nein, diesen Leichnam soll der hungerwilde Wolf
Mir nimmermehr zerfleischen; hoffe keiner das!
Nein, selbst bereiten will ich, ob ein Mädchen auch,
Die fromme Grabesweihe und ein frommes Grab,
Will tragen ihn in meines Byssoskleides Schoß,
Ihn selbst bestatten. Wehren soll es keiner mir.
Wohl wird zur Tat sich einen Weg mein Mut erspähn.

So kommt es zur nächsten Tragödie, da Kreon als Strafe Antigone lebendig einmauern lässt, was wiederum eine Kette von Suiziden auslöst, darunter auch von Kreons Sohn, Haimon, der Verlobte der Antigone. Der antike griechische Dichter Sophokles verarbeitet diese Folgen der Sieben gegen Theben in seiner Tragödie unter dem gleichnamigen Titel „Antigone“.

Buchtipp: Mythen der Antike: Antigone

Wer Comics mag und sich dem Thema Sieben gegen Theben und den Folgen mit Antigone mehr widmen möchte, dem sei „Mythen der Antike: Antigone" von Luc Ferry ans Herz gelegt. Inmitten der Komplexität griechischer Mythen präsentiert Luc Ferrys Comic "Antigone" die atemberaubende Geschichte der gleichnamigen Prinzessin, die sich der Tyrannei widersetzt. Mit göttlichem Recht konfrontiert sie menschliche Gesetze und zahlt den Preis ihrer Tapferkeit. Durch brillante Zeichnungen und packende Erzählweise entsteht ein faszinierendes Bild der antiken Welt. Ferrys Adaption dieser klassischen Tragödie offenbart tiefgründige Aspekte von Moral und Ehre, während sie ein altes Drama mit frischer Sensibilität belebt. "Antigone" ist mehr als ein Comic - es ist ein zeitloses Epos voller Emotionen, göttlicher Eingriffe und schicksalhafter Entscheidungen.

Mehr Infos

Des Weiteren hat die Tragödie "Sieben gegen Theben" einen signifikanten Einfluss auf die griechische Literatur und Kultur gehabt. Sie dient als ein Mahnmal für die verheerenden Auswirkungen persönlicher und politischer Konflikte und hat Autoren in späteren Generationen dazu inspiriert, diese Themen weiter zu erkunden.

Gab es die Schlacht der Sieben gegen Theben wirklich?

Die Frage nach der historischen Wahrheit der Schlacht der Sieben gegen Theben ist ein umstrittenes Thema. Die Quellen, die uns die Geschichte vermitteln, sind literarischer und mythischer Natur und nicht historisch im strengen Sinne. Während einige Elemente der Geschichte auf historischen Ereignissen oder Personen basieren könnten, ist der größte Teil der Erzählung wahrscheinlich das Produkt der Mythologie und der literarischen Kreativität. Daher wird allgemein angenommen, dass die Schlacht der Sieben gegen Theben, wie sie in Aischylos' Drama dargestellt wird, nicht tatsächlich stattgefunden hat, sondern ein künstlerisches Produkt der antiken griechischen Kultur ist.

Quellen:

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